Freitag, 6. Februar 2015

Sofortness

(Aus der Reihe: Best of JanaBlog)




Mich machen Hand-Trockner verrückt
Lieber suche ich ein Taschentuch!

Bin ich ein Opfer der digitalen Ungeduld, der so genannten Sofortness?

Leiden wir allmählich ganz schön an der realen Welt, weil sie uns im Vergleich zu virtuellen Online-Welt einfach zu langsam erscheint?

Denn warum macht mich der Hand-Trockner wahnsinnig? 

Nicht nur, weil es mir so vorkommt als ob überflüssig viel Energie in die Luft gepustet werden würde, sondern 

weil mich der Hand-Trockner mitten in meiner Bewegung stoppt, und ich es gewohnt bin, dass alles sehr schnell und vor allem: flüssig geht.

Mit der Ungeduld bin ich nicht allein. Habt ihr in letzter Zeit Menschen beobachtet, beispielsweise in der seltenen Warteschlange (typisches Beispiel: Postfiliale)? Welch eine Überwindung es uns kostet, da zu stehen und einfach nur – zu warten? Obwohl wir unsere Mobil-Spielzeuge in den Händen halten können, wie hibbelig viele von uns da sind? Wie gestresst Menschen mittlerweile an Supermarkt-Kassen selbst nach kurzer Warteschlange reagieren?

Durch Geschwindigkeit insbesondere des Internets heute geraten wir in ein schnelles Nacheinander, fast eine Gleichzeitigkeit, wo alles nahtlos ineinander übergeht (Mails, SMS, Internet checken). Wir können einen Knopf drücken und gleichzeitig schon die Antwort auf dem Bildschirm sehen, den Ausdruck in den Händen halten. Und dann rebelliert unser inneres System, wenn plötzlich eine Art Vollbremsung geschieht wenn etwas in der realen Welt nicht sofort funktioniert. Wenn man auf einen Zug warten muss, oder einen kurzen Gang zu in einem Shop machen muss. 

Unser Gehirn gewöhnt sich gerade nachhaltig daran, dass wir uns in einem schnellen Fluss durch unser Leben bewegen können, nimmt es freudig an, und vergisst dabei vielleicht die reale, physische, mechanische und damit um einiges langsamere Welt!.

Menschen die sich mit der Auswirkung des Internets auf unser Leben beschäftigen suchen einen aussagekräftigen Begriff dafür – der Begriff der Digitalen Ungeduld und der Sofortness hat sich möglicherweise noch nicht durchgesetzt, drückt es aber vergleichsweise gut aus*. Er will einfach nur sagen, dass die Menschen in der technischen Welt ein extrem kurzes Reiz-Reaktions-Verhältnis zwischen ihren Wünschen und der Umwelt gewohnt sind, dass das Netz-Publikum das „Sofort“ als den einzig akzeptablen Zeitrahmen ansieht.

Und es ist klar: Sofortness ist nicht nur negativ, denn in der Internet-Digital-Welt funktioniert sie ja ausgesprochen gut. Sie fordert zu schnellem Denken und Problemlösungen auf, die in der Geschwindigkeit dort dann tatsächlich erforderlich sind. 

Negativ wird sie nur, wenn sie uns in der realen Welt unnötigen Stress bereitet, also wenn das Stehen an einer Fußgängerampel plötzlich zur Qual wird.

Oder wenn wir als Folge traditionelle Real-Welt-Zeitabläufe nicht mehr realistisch einschätzen können, also etwa unser (soziales) Leben so voll packen, dass es rein physisch kaum mehr zu bewältigen ist und in eine Art soziales Burnout ergibt. (http://janablog1.blogspot.de/2013/11/social-life-burnout.html).


JanaBlog-Frage:

Werden wir bald Trainings-Programme brauchen, in denen wir die verschiedenen Geschwindigkeits-Erwartungen für uns im Alltag steuern lernen?

Eine Art Grundkurs in Real-Welt-Zeitabläufen?

JanaBlog  jedenfalls könnte bald der erste Kunde werden…






*http://www.spiegel.de/netzwelt/web/s-p-o-n-die-mensch-maschine-digitale-ungeduld-a-774110.html,
http://www.heise.de/tr/blog/artikel/Sofortness-273180.html

Dies ist die leicht überarbeitete Fassung des bereits am 22.9.2011 erschienenen Posts 
“Sofortness“ von JanaBlog.


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