Dienstag, 24. Juni 2014

Sich anstrahlen lassen und dann: Lächeln.




An der Wand lehnend:
Pipilotti Rist
Untitled, 2009
Filmstill in lightbox, printed on fabric,
FL lights, metal frame
250 x 140 x 4 cm
Verdächtig überschäumende Begeisterung bezüglich der Art Basel 2014 wohin man schaut, und man muss sagen: 
Begeisterung berechtigt
Bei JanaBlog erfahrt ihr nun Anderes als in den konventionellen Presse-Artikeln, in denen vor allem fast ohne Ironie ehrfürchtig einfach nur die diesjährigen Rekordpreise aufgezählt werden.
Basel-2014-JanaBlog-Trends:
Installationen, Performances, Sachen aufschneiden, endlich Tattoos, kommerzielle Folge-Ausschlachtung, und Glitter!
Auffällig: Es geht nicht mehr ausschließlich ums Bild (die so genannte „Flachware“), sondern es gibt wieder viel mehr Installationen zu sehen.

Die Zukunft wird möglicherweise auch auf kommerziellen Messen der Performance gehören, deren Käuflichkeit im Augenblick eifrig diskutiert wird und nach JanaBlog-Meinung nur eine Frage der Zeit ist.
Sachen aufschneiden: Nachdem JanaBlog schon letztes Jahr die unheimlichen aufgeschnittenen Köpfe von David Altmejd bewunderte (http://janablog1.blogspot.de/2013/06/kirmes-schadel-und-groartig-ekliges.html), war diesmal viel mehr Aufgeschnittenes zu sehen:
Es werden Steine aufgeschnitten (und dabei ertappt man sich möglicherweise dabei, wie man denkt: Tut das dem Stein denn nicht weh? Wie fühlt es sich an, eine Stahlplatte auf die Wunde gelegt zu bekommen?):

Nobuo Sekine
untitled, 1971
48 x 20 x 20 cm
43 x 15 x 13 cm

Es werden Körper aufgeschnitten (beispielsweise von Alexandra Bircken), und ganz respektlos sogar berühmte Köpfe (von hinten kann man sehen, dass dies möglicherweise eine Büste von Mozart darstellen könnte):

Nina Beier


Die mittlerweile allgegenwärtigen aber in der Kunst bisher noch nicht selbstverständlichen Tattoos haben auch ihren Weg in die Kunst gefunden, namentlich mit diesem Kunstwerk, das eine geballte, mit einem Stein ausgestattete Faust darstellt (und hoffentlich nicht andeuten will, dass alle Tattoo-Träger potenziell gewaltsam sind):

Fabio Viale
Souvenir David, 2014
155 x 35 x 33 cm

Die kommerzielle Folge-Ausschlachtung erfolgreicher Ansätze kann man sehr schön beobachten, wenn man das Glück hat mehrere Jahre hintereinander zur gleichen Messe fahren zu dürfen: Letztes Jahr pries JanaBlog (nach wie vor begeistert) dieses Kunstwerk (weil es unter anderem das konventionellen Hirsch-Thema und die Siebziger-Jahre-Einrichtungen mit Glas-Verunstaltungen transformierte):

PixCell-Deer (Mica)
2013
Kohei Nawa
SCAI The Bathhouse Galery 

Dieses Jahr steht an derselben Stelle von derselben Galerie dies hier:

Kohei Nawa
PixCell-Armor
2014
216 x 130 X 130 cm
mixed media
SCAI The Bathhouse Galery 

Gleiche Technik, um die Wiedererkennbarkeit zu gewährleisten, aber plötzlich (aus JanaBlog-Sicht) sinnloses Sujet. Denn ein Menschen-großer Hase ist ohnehin so unwahrscheinlich, dass er auch schon aus Glas-Blasen bestehen kann! Aber fällt auf, ist hinreichend unheimlich, verkauft sich wahrscheinlich gut…
Das Gefühl, die Galerien hätten sich abgesprochen und der Eindruck, man würde an allen möglichen Ständen den gleichen Künstler sehen ist natürlich keine Einbildung und alt. (http://janablog1.blogspot.de/2013/04/art-cologne-tierkopfe-abgesprochen.html, http://janablog1.blogspot.de/2013/08/haufungen-diesmal-schadel.html )
Nun hat der (im Augenblick extrem angesagte) Künstler Wade Guyten  diese kommerzielle Folge-Verwertung angeblich ironisch kommentiert, in dem er sechs verschiedenen Galerien extra zur Art Basel extrem ähnliche Bilder gab, riesige schwarze Platten die sich nur in Kleinigkeiten unterschieden. Ob die Ironie wirklich gewirkt hat, darf man bezweifeln, denn alle sechs waren angeblich innerhalb der ersten Stunde der Messe (gerüchtweise für jeweils 350.000 Dollar) verkauft, und dieser Künstler dürfte davon auch profitiert haben, oder?
Weiterer starker Trend: Glitter.
Sogar in schlichten Ölgemälden schleicht sich immer mehr Glitzerndes hinein, bis hin zu vorsätzlich aufgetragenem Bastel-Glitter. Während JanaBlog die verschiedenen Glitzer-Beispiele fotografierte, hörte sie Kommentare der Besucher auf Deutsch und Französisch, die es „als neue Mode“ betrachteten aber es „ein bisschen zu viel“ fanden.

von John Armleder
Galerie Massimo De Carlo


Detail aus Bild oben von John Armleder
Galerie Massimo De Carlo





JanaBlog-Vermutung:
In Deutschland dürfte der Verkauf solcher Bilder schwerfällig anlaufen, denn wir haben immer noch die Erinnerung an unsere Kindheit, in der wir mit Glitter/Steinchen unsere ersten Collagen bastelten und zugleich hat es einen Hauch von „billig“ in unseren Köpfen, nicht? Aber in anderen kulturellen Gebieten ist es bestimmt ganz anders – zum Beispiel in den arabischen Ländern, wo Glitzerndes traditionell üblicherweise eine ganz andere Stellung hat, oder? Insofern ist für eine kaufstarke Klientel das mit Swarovski-Steinen besetzte Bild nur folgerichtig:



von Piotr Uklański, 2014
Galerie Massimo De Carlo

JanaBlogs Lieblingserlebnisse von dieser Art Basel allerdings?
Beobachten, wie sich wildfremde Menschen bei einer (von der Galerie verkauften) Performance von Christian Falsnaes der Anweisung des Künstlers folgend auszogen.
Sich von Amazonas-Fischen beobachten lassen, die noch nicht einmal wissenschaftlich benannt sind aber bereits in Aquarien-Läden käuflich sind (David Brooks, Lonely Loricariidae 2014).
Sich anstrahlen lassen von einem sensationellen Filmstill in einer Lightbox von Pipilotti Rist weil es gefühlt eine wirklich neue Bild-Erfahrung ist.
Und lächeln – wieder einmal mit dem selbstironisch beflügelten Takashi Murakami:

 

Takashi Murakami
Dark Matter & Me, 2014
200 x 200 cm

Detail aus
Takashi Murakami
Dark Matter & Me, 2014
200 x 200 cm






*Auch wenn vielleicht manche meckern werden, dass da einfach nur aus einem schwerer verkäuflichen Video eine einfacher zu verpackende Kunst-Ware verkauft werden soll (wie es heute auch mit Filmstills aus Performances passiert, (auf dieser Messe: Marina Abramovic vorneweg.))

Ähnliches von JanaBlog:


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