Donnerstag, 19. Juni 2014

Geburtstags-Post




Die typische Geburtstags-Entscheidung,
am besten dargestellt von Edgar Freecards
(war allerdings eine Werbung für die Wahlen am 25.5.2014)
Wir feiern unsere Geburtstage nicht mehr!
Geht's mit dem Geburtstag insgesamt bergab?

Es gibt ja ohnehin zwei Gruppen Geburtstags-Menschen:
diejenigen die Geburtstage gerne feiern oder die zumindest am Geburtstag so weich geklopft sind, dass ihnen nicht entgeht wer anruft und wer nicht.
Und dann gibt es die Gruppe, behauptet dass

ihnen der Geburtstag nicht wichtig ist und sie an diesem Tag völlig emotionslos sind.
Ob die zweite Gruppe keine schönen Kindergeburtstage gehabt hat oder eben zu viele, ist im Grunde egal, denn jedenfalls

vollzieht sich eine stille Revolution.
Oder beobachtet ihr den Trend in Deutschland (!*) nicht auch?
Was noch bei unseren Eltern fast undenkbar war und heute noch auf dem Land ungewöhnlich ist: 
Sind bei Erwachsenen Geburtstags-Feiern nicht sehr viel seltener geworden?
Sagen eure Freunde nicht selbst vor einem runden Geburtstag: Ich mache nichts, fahre wahrscheinlich über ein Wochenende nach New York/Stockholm/in ein Wellness-Hotel/auf eine Kreuzfahrt oder alles zusammen?

Warum?
1. Empfinden wir mehr Freiheit so zu feiern wie wir wollen und auch nicht zu feiern, ohne eine gegenseitige Verpflichtung eingehen zu müssen – in dem Sinne „wenn ich bei dir eingeladen bin, muss ich auch eine Party ausrichten und dich einladen „ –?
2. Wollen wir nicht an unser Alter erinnert werden? Machen wir uns heute wirklich so sehr vor, dass unser Alter keine Rolle spielt, weil wir so jugendlich aussehen im Vergleich zu unseren Eltern?
3. Haben wir schlicht keine Lust darauf, als Geburtstagskind die ganze Mühe zu haben, eine Party ausrichten zu müssen?
(3a. Sind wir durch die Ausrichtung von Kindergeburtstagen so erschöpft, dass keine Kraft für einen eigenen Geburtstag übrig bleibt?)
4. Haben wir nie gelernt oder uns abgewöhnt, selbst bei einer erfreulichen Gelegenheit auch mal im Mittelpunkt zu stehen? Gönnen wir uns das nicht?
5. Sind uns die Kosten einer Feier zu viel?
6. Weichen wir möglichen Verletzungen in der Welt der komplizierten Mathematik der Kontakte aus, nämlich: „Wer ruft mich am Geburtstag an und wer nicht, wen lade ich ein und wen nicht? Wem will ich signalisieren, dass ich mehr Kontakt haben möchte? Und wer wird eingeladen und kommt einfach nicht?“
(Und erwähnen wir deshalb, dass wir ein lockeres „Sommerfest, stattdessen, irgendwann geben möchten“ und weichen damit der Tatsache aus, dass ein Geburtstag emotionaler ist und mehr wiegt als einfach (eine Absage für) ein Sommerfest?)

JanaBlog-Hitliste:
Gewinner: Nummer 3.,
zweiter Platz möglicherweise: die 6. kombiniert mit der 1.
Menschen in angelsächsischen Ländern verstehen unser deutsches Prinzip nicht, dass das Geburtstagskind an seinem Geburtstag nicht verwöhnt wird oder gar mit einer Überraschungsparty gebührend gefeiert wird, sondern dass es für die Ehren-Person ein besonders stressiger, wenn auch erfreulich hektischer Tag ist.


JanaBlog-Fazit:

Schade, falls (falls!) es mit dem Geburtstag bergab geht, denn insgesamt sind die rituellen Zusammenkünfte ohnehin weniger geworden (oder wie viele Taufen erlebt ihr noch**?) und es könnte sein dass
wir unterschätzen, wie stark jedes Ritual auf unseren (in der Mammutjäger-Zeit entwickelten) Kopf und unser Herz wirkt, bei dem die eigene Familien-/Nachbarn-/Freundessippe einen bestärkt, Zuneigung und Zusammenhalt signalisiert.
Während die komplizierte Kontakt-Mathematik von der Nummer 6. auch an einem Geburtstag ohne Feier zum guten Teil unvermeidlich ist, kann man die unter 1. genannte „gegenseitige Verpflichtung zu feiern“ („wenn ich zum Geburtstag eingeladen werde, muss ich dich ja danach ebenfalls einladen“) als Last empfinden, oder als Stärkung eben des (heute manchmal ohnehin schon sehr abstrakten) Sippen-Zusammenhalts (oder sich die Freiheit zu nehmen, sie locker zu ignorieren).
Jedenfalls sollten wir nicht über „zu viele Single-Haushalte und Vereinsamung in Städten“ jammern so lange wir die Magie des Feierns nicht nutzen…

JanaBlog-Idee:
… aber wir könnten möglicherweise auch darüber nachdenken, ob wir einen
weiteren großen Umschwung schaffen könnten:
nämlich ob wir aufhören könnten vom Geburtstagskind zu erwarten dass es eine ganze Party ausrichtet, sondern ihm die Mühe zumindest zum guten Teil an seinem Ehrentag abzunehmen.
Wer weiß, dann kommen vielleicht auch die scheuen oder gar die coolen Anti-Geburtstagskinder aus der Deckung und freuen sich doch!





*Ob das auch in anderen Ländern so ist? Was sagt ihr?
**Andererseits: Wir erfinden dafür neue Feier-Anlässe, wie zum Beispiel die Scheidung, also kein Grund zur Beunruhigung?
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/scheidungspartys-wenn-das-ende-der-ehe-zum-fest-wird-a-950375.html


Ähnliches von Jana Blog:


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