Mittwoch, 17. August 2011

Geschichten


(Aus der Reihe: Postkarten aus Afrika (wie versprochen im Post "Wilderness" vom 15. August))

Und worum geht es letzten Endes auch im Busch? Wie immer im Leben: um Geschichten und um Persönlichkeiten. Der Guides, des Managements, manchmal auch der Gäste.
Und natürlich auch um die Geschichten und Persönlichkeiten der Tiere. Für ein paar Tage taucht man in dem jeweiligen Camp in ein kleines Universum ein, in das einen die Guides einführen.
Wie zum Beispiel Löwen: zunächst treffen wir zwei relativ junge, aber große Löwen, die sich in das von dem ansässigen Löwen-Mann beherrschten Gebiet hinein wagen, um ihn möglicherweise herauszufordern und zu verjagen, um sein Gebiet und seine Löwinnen zu übernehmen. Wir sehen die beiden, wie sie unter anderem mit sich ringen, ob sie es wagen sollen: der stärkere und größere der beiden Brüder will vorangehen, während der zweite in Streik tritt: ihm ist es einfach zu riskant, denn: die beiden wissen noch nicht, ob dieses Gebiet noch immer von zwei großen starken Männchen beherrscht wird, was für sie in einem Kampf lebensgefährliche Folgen haben könnte. (Sie wissen nicht, dass der stärkere der beiden Herrscher schon seit einem Jahr verschwunden ist, und sie in Wirklichkeit leichtes Spiel hätten!).

Diese Situation macht es für die zwei Löwinnen in der Nähe des Camps und ihren Nachwuchs sehr schwierig: bereits einen Tag vor meinem Eintreffen ist eines der beiden zwei Monate alten süßen Löwen-Baby-Knäuel verloren gegangen! Sein verbliebenes Geschwister ist so entzückend, dass man es am liebsten aufheben möchte und mitnehmen. Und während man an ihrem Leben teilnimmt, sie jagen sieht (wobei wie so oft das elf Monate alte Geschwister des kleinen Knäuels die Jagd ruiniert, indem es einfach zu früh aus dem Gras hüpft und damit die eingekreiste Antilope zu früh warnt), beim Ziehen durch den Busch oder beim Spielen, genießt man jeden Augenblick ganz bewusst, denn: die Überlebensaussichten des Löwen-Babys sind sehr schlecht. Sollte es den beiden jungen Löwen gelingen, bald das Gebiet zu übernehmen, werden sie es töten.

(Das tun sie natürlich nicht aus bösem Willen, sondern weil die Natur es praktisch eingerichtet hat: die Herrschafts-Zeit eines männlichen Löwen beträgt oft nur drei Jahre, zu kurz also, um abzuwarten bis der Nachwuchs des Vorgängers ausgewachsen ist. Um sicher zu sein, dass sie ganz schnell ihre eigenen, frischen Gene weitergeben können, müssen die neuen dominanten Löwen die Kleinen beseitigen, damit die Löwinnen motiviert sind mit ihnen zusammenzukommen und neuen Nachwuchs zu zeugen)

Dieses Foto zeigt allerdings ein anderes und viel älteres Löwenkind an einem anderen Ort (Knäuel wurde nicht fotografiert sondern gefilmt), eine kleine Löwin die auf sehr lustige Art und Weise versuchte, einen Termitenhügel zu erklimmen (wobei ihr Bruder sie bei ihrem Vorhaben durchaus eher behinderte).
Wir drücken dem Knäuel natürlich die Daumen, dass es auch soweit kommt!

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