Oscar
Tuazon
"A
Person", 2015
|
Welche Kunst wir zu Gesicht bekommen ist ja normalerweise
eher Zufall.
Hier ausnahmsweise
zwei
rote Fäden für die zeitgenössische Kunst.
Faden 1:
Politisch korrekt.
Faden 2:
Markt pur.
Faden 1
Beispiele:
Art Unlimited -
die von Gianni Jetzer kuratierte
Ausstellung neben der Art Basel.
Und die diesjährige von Okwui Enwezor gestaltete Venedig-Biennale - wenn man den Kritiken* glauben will (JanaBlog war in Basel, aber nicht in Venedig vor Ort).
Gefahr:
Kunst bei der es wichtiger ist, aus dem korrekten Land zu kommen oder das
korrekte Thema anzusprechen als Qualität zu zeigen.
Qualität:
das gewisse Etwas obendrauf. Ein Twist, ein Mehr an Info, ein (gar pfiffiger) Kommentar oder Lösungsvorschlag.
Denn
JanaBlog-Meinung:
Es reicht nicht, einfach typische Flüchtlings-Kochtöpfe aufzuhängen** oder Plastiktüten in Bäumchen zu applizieren als Hinweis auf wohlbekannte
globale Probleme.
Das ist einfach auf Nummer Sicher, nur
politisch korrekt, mehr nicht.
Pascale
Martine Tayou
"Plastic
Tree", 2014
|
Zu wenig ist auch einfach nur opportunistisch
einen wohlbekannten weltweiten Trend zu zitieren, nämlich spielerische
vorübergehende Popup-Restaurants zum
Mitmachen aufzustellen. In Basel war es die Haupt-"Installation" vor
der Messe (wo sonst echte Kunstwerke stehen), gänzlich ohne zusätzlichen Twist.
In der Art Unlimited war zur Sicherheit noch eine Teestation mit Hängematten*** vorhanden.
Was reicht, nein, gar
mit das beste
Kunstwerk war in Basel 2015 dagegen (vermutlich rein zufällig bei der Art
Unlimited, da im Vergleich zum Rest humorvoll):
Das Bismarck-Denkmal
des Egos ist eine schnell rotierende Schüssel in der der Künstler
"lebt". Sie rotiert tatsächlich so schnell, dass man sich nicht
vorstellen kann selber jemals in der Schüssel aufrecht stehen bleiben zu
können.
Julius
von Bismarck
"Egocentric
System", 2015
|
Dieses Werk ist ein herrlich lustiges Symbol der heute
angesagten Couch-Surfing-Situation:
Zwar
immer (mindestens in Brooklyn/Berlin/Hongkong) auf Achse zu sein, -
aber letzten Endes sich vor allem um die Achse des eigenen äußeren und inneren
Standorts zu drehen. Denn die meiste Zeit verbringt der bärtige
Kreative/und hier der Künstler am Tisch vor seinem Laptop, am Handy mit
Gleichgesinnten.
Ist auch bequemer als losgehen in einer künstlichen
Scheiben-Welt die sich wesentlich schneller dreht als von Natur aus. Mit gelegentlichem Schwindel ist in der
beschleunigten Welt zwischen Handy, Web und Bett nämlich zu rechnen.
Auch schön ist zu
sehen womit das junge globalisierte Airbnb-Wesen materiell so auskommt/was
ein Muss ist: es reichen/es sollte schon sein ein Alu-Rollkoffer, ein Mode-Retro-Rucksack, Matratze
mit Bettzeug, Smartphone, kleiner Retro-Tisch, Retro-Lampe und die Tasse (handgefilterten!)
Kaffee.
Julius
von Bismarck
"Egocentric
System", 2015
|
Faden 2:
Beispiel:
Kunst-Messe, also Art Basel 2015.
Jedenfalls vorerst spiegelt das politisch korrekt Kuratierte
so gar nicht den Markt wieder.
Trend1:
Große Spiegel- und
Glas-Labyrinth-Installationen
die entweder banale Drehtüren abbilden oder eine Selfie-Publikums-Magnet-/Herausforderung
für die darin so fortgeschrittene Öffentlichkeit darstellen. Vermutlich geht es
darum, nicht nur das beste Selfie sondern auch eins herzustellen, in dem
man das Phone nicht im Spiegel sieht.
Ideal also dieses Jahr: Labyrinth in dem man sich zugleich spiegelt.
Und das mindestens einen gewichtigen Titel hat wie:
"A
Person"(erstes Bild), oder "Vulvoid".
Hier eine kleine Auswahl:
Dan
Graham
"Vulvoid",
2015
|
Ideal:
raumgreifend, labyrinthisch UND aus Spiegeln
Jeppe
Hein
"Parallel
Mirrors", 2015
|
Wie großartig aber
eine Spiegel-Arbeit auch sein kann, zeigt das folgende Kunstwerk:
Alicja
Kwade
"Light
Transfer of Nature", 2015
|
Je nachdem wie sich der Betrachter hinstellt scheinen
die Stäbe wie aus verschiedenen Materialien hergestellt. Magisch!
Alicja
Kwade
"Light
Transfer of Nature", 2015
|
Trend 2:
Bronze- oder
Marmorbüsten die aussehen wie mit den Händen aus Lehm gemacht.
Ja, das ist tatsächlich der Witz der Sache.
Mark
Manders
„Model
for Fountain“, 2015
Bronze
|
Trend 3:
Handtücher
ansprühen oder zerschneiden um daraus eine Installation oder eine Art Bild zu
machen.
Hassan
Sharif
"Towel
2", 2013
(30x285x170
cm)
|
Trend 4, der
wichtigste:
Wenig Unbekanntes, Junges, Neues.
Dafür viel von Einigem. In sehr hoher Qualität, aber
vertreten waren fast nur diejenigen,
die (finanziell) wirklich Stars des Moments sind.****
Hier nur eine Mini-Auswahl des Repetitiven:
Es gab viel
gleichartige
Thomas Ruffs, Franz Wests,
vielfältige
Picassos, Louise Bourgeois,
viele
wunderbare
Olafur Eliassons....
... jetzt andererseits ruhig Blut, alles nur Spaß, denn
die Art Basel 2015 war einfach großartig!
JanaBlog-Winner:
Platz drei:
Neo Rauch.
Weil er mit seinem Eimern voller Licht das beste gemalte
Groß-Bild der Messe geliefert hat.
Neo
Rauch
über
Galerie Eigen+Art
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Platz zwei:
Fussmatten. Von
Martin Creed.
Dieses Kunstwerk sieht nicht nach viel aus, wirkt aber ungemein stark wenn man darüber läuft.
Es weckt einen neuen Sinn, eine Art Tastsinn der Füße. Es fühlt sich
tatsächlich vollkommen differenziert an, wie man auf der Erde wandelt, je
nachdem welche Unterlagen man mit den Füßen tritt.
Martin
Creed
"Work.
No.2315", 2015
(Floor
Mats, Dimensions variable)
|
Martin
Creed
"Work.
No.2315", 2015
(Floor
Mats, Dimensions variable)
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Platz eins:
Endlich etwas richtig
Zeitgemäßes: Computer/Videokunst! Von Tabor Robak.
Irgendwo in der deutschen Provinz hat eine
Mittelstands-Firma einen Bildschirm entwickelt, auf den man nicht nur
normale Bilder/Videos projizieren, sondern gleichzeitig direkt aufs Glas Weiteres/Kommentare parallel zum Video vorgefertigt, als Quasi-Video "schreiben" kann.
Aber das ist nicht das Wichtigste.
JanaBlog wittert einen neuen Star der Videokunst-Szene denn Tabor Robak hat die Gabe nicht nur genau die richtigen Bilder gleichzeitig
zusammenzustellen, mit Symbolen die uns
alle nach einer international anscheinend vergleichbaren
Kindheit/Sozialisierung ansprechen.
Er tut das auch in genau dem richtigen
Tempo, ohne grell und überfordernd oder andererseits zu bedächtig zu
wirken.
Wir sind doch dauernd von Bildschirm-Einflüssen umgeben.
Höchste Zeit, daraus auch gute Kunst zu machen. Perfekt!
Tabor
Robak
"Toys
to Life", 2015
Nähere
Details bei JanaBlog erfragen
oder
bei der Galerie "team (gallery,inc.)"
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Tabor
Robak
"Toys
to Life", 2015
Nähere
Details bei JanaBlog erfragen
oder
bei der Galerie "team (gallery,inc.)"
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Tabor
Robak
"Toys
to Life", 2015
Nähere
Details bei JanaBlog erfragen
oder
bei der Galerie "team (gallery,inc.)"
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JanaBlog-Lese-Tipp:
Wer über das menschliche Drumherum der Art Basel
mitlästern möchte:
** wie Maha Malluh mit "Food for Thought Almuallaqat", 2014, (used aluminium pots)
*** OPAVIVARÀ! "Formosa Decelerator", 2014
**** ähnlich scheint es Gerrit Gohlke im Tagesspiegel
empfunden zu haben: http://www.pressreader.com/germany/der-tagesspiegel/20150620/282316793675166/TextView
Ähnliches von JanaBlog:
JanaBlog gibt es als
ideales kleines Geschenkbuch!
Heißt „Erregungskurven“,
und ist ganz normal im Buchhandel erhältlich, auch als E-Book, und
international (JanaBlog-Leser in den USA aufgepasst)!
Näheres hier:
Oder gleich bei Bücher de.
Oder bei Amazon, wo man ins Buch hineinsch bis Spielen auen kann::
http://www.amazon.de/Erregungskurven-Manches-aus-JanaBlog-2011/dp/3848206633/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1355916854&sr=8-1
Für JanaBlog-Leser in den USA auch hier erhältlich:
oder
kontaktiere JanaBlog persönlich!
– Einfach per Mail: JanaBloginfo@googlemail.com
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