(Aus der Reihe: Ist das Trend?)
Aus einer
öffentlichen Rolle zurücktreten, sobald sie einem persönlich das gebracht
hat was man haben wollte?
Finden wir das
gut?
Und warum trauen wir
uns nicht unsere Meinung dazu zu sagen,
wenn wir finden, dass es nicht in
Ordnung ist?
Ist die Mitgliedschaft
in der Nationalmannschaft nicht eine Ehre, statt ein lästiger Nebenjob? Ist
ein Amt, in das man sehr persönlich
hinein gewählt wurde, nicht ein verbindlicher Vertrauens-Vertrag für eine
Wahlperiode, sondern ein Job wie jeder andere?
Wollen wir den „Rücktritt
jederzeit“ als Vorbild?
Philipp Lahm,
der bisherige Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft (mit der er jetzt 2014
Weltmeister geworden ist), ist mit 30
Jahren zurückgetreten. Nur aus der Nationalmannschaft. Kurz vor der
Mitteilung schloss er einen lukrativen
Verlängerungs-Vertrag mit FC Bayern München ab, für vier Jahre (bis 2018,
dem Zeitpunkt der nächsten WM).
Ohne Angabe von Gründen wie persönliche Angelegenheiten oder
Gesundheit (Grund: „Es ist Zeit“)".
Das heißt: Er ist topfit, kann immerhin in einem der
allerbesten Vereine der Welt* (und ja, auch JanaBlog muss es erwähnen:
für sehr viel Geld) spielen. Und die Arbeit in der Nationalmannschaft hat ja
das Gewünschte für ihn gebracht: er tritt als Weltmeister ab.
Aber entwertet er
nicht damit unser Daumen-Drücken? Das Mitfiebern der ganzen Nation, die
Illusion, dass es irgendwie wichtig ist in der Nationalmannschaft um die
Weltmeisterschaft und Europameisterschaft zu kämpfen?
Er steht damit
nicht allein:
Ähnlich, zumindest emotional verwandt: der Rücktritt von Jürgen Klinsmann nach der
WM 2006. Er hatte mit dem Sommermärchen etwas großartiges angestoßen,
die ganze Nation dachte, jetzt geht es los, wir beginnen einen Anlauf auf den
Weltmeister-Pokal, und er dreht sich um und geht weg. Ungeachtet dessen,
welches Symbol er für das Land geworden war verlängerte er seinen Vertrag mit
dem DFB nicht. Allerdings, er gab an „ausgebrannt“ zu sein (auch wenn er
bereits einige Wochen nach der WM Gespräche über einen neuen Job (in den USA) führte und man
denken könnte: Einen ordentlich verlängerten Urlaub hätte er doch bestimmt auch
bekommen, oder?)***.
In 2014 nun sind die
öffentlichen Reaktionen auf Philipp Lahms Rücktritt fast alle auffällig
positiv, die meisten ehren ihn wie einen verstorbenen Staatsmann. JanaBlog
hat nur zwei Stimmen gefunden, die sich Kritisches trauten: zunächst der Hamburger Abendblatts-Kommentator
Alexander Laux. Er machte allerdings nur einen halbherzigen Versuch (http://www.abendblatt.de/sport/article130332476/Darf-WM-Held-Philipp-Lahm-so-einfach-aufhoeren.html).
Denn er titulierte seinen Artikel mit „Darf Lahm so einfach aufhören?“, bezog sich
dann aber in seinem Artikel nicht weiter auf diese Frage. Dafür sprach Gabor Steingart wie gewohnt klar – von der Gefahr eines unerwünschten
Nachahmungseffekts.****
In manchen Kommentaren las JanaBlog, Philipp Lahm hätte
vielleicht Angst davor, mit der Zeit
nicht mehr so erfolgreich zu sein, nicht mehr so strahlend dazustehen.
Nachvollziehbar, mit 30 Jahren vielleicht etwas ängstlich, aber wer weiß,
vielleicht ist ihm das körperlich zu viel… Ach, da war doch noch was! Er traut
sich zu/Bayern München traut ihm zu die Champions League zu gewinnen, aber für
die Nationalmannschaft reicht es nicht?
Jetzt warum sagen
wir nichts dazu? Ist unsere Kinder-Seele so verletzt, dass wir das gar
nicht erst zugeben wollen? Dass eine Art Vertrauensbeziehung damit einseitig
aufgekündigt wurde, und das auch immer irgendetwas emotionales hat?
Es muss etwas sehr starkes sein, denn sonst würden wir uns
gegen die Vorbildfunktion in dieser Richtung wehren: Sollen wir unseren Kindern beibringen, dass ein öffentliches Amt, eine
öffentliche Rolle nur eine Art Selbstbedienungsladen für den Selbstwert ist?
Sobald man festgestellt hat, dass man Weltmeister werden kann bzw. dass einen
die Menschen wählen, hat man ja alles aus der Sache herausgeholt für sich und
kann sie fallen lassen.
Wie würde es aussehen, wenn alle guten Leute beim Erreichen
ihres Karriere-Gipfels einfach zurücktreten würden?
JanaBlog-Ausblick:
Jetzt wo die Nationalmannschafts-Spieler in ihren Kondolenz-Bekundungen
so verständnisvoll sind*****, müsste doch die ganze Nationalmannschaft
geschlossen zurücktreten, oder?
Sie alle laufen Gefahr, nie mehr Weltmeister zu werden und
damit ihren Zenith bereits überschritten zu haben!! Denkt da jetzt mancher: Hält
mich Philipp Lahm oder gar andere für dumm, wenn ich nicht auf Nummer sicher
gehe und jetzt als strahlender Star abtrete? ((Beruhigende Anmerkung von JanaBlog
für die Spieler: Weltmeister und somit Held bleibt man für die Fans sein ganzes
Leben lang! Egal was danach kommt!!))
Oder wollen wir lieber ein anderes Spiel spielen –
eins auf angenehmes Risiko – – zu versuchen,
Europameister 2016 zu werden? Gar – – noch einmal Weltmeister, in vier Jahren?
Eine solche Vorbildfunktion
würde JanaBlog eher gefallen:
dass schon
alleine der Kampf um den Erfolg für das öffentliche Team den Spielern,
Amtsinhabern und der Öffentlichkeit etwas
wert ist…!
JanaBlog-Frage:
Wie ist es bei euch?
Falls (falls!) ihr findet, dass man ein gewähltes Amt auf
Zeit/die Ehre der Nationalmannschaft nicht einfach so zurückgeben sollte, also
nur für den Fall:
Habt ihr es auch ausgesprochen?
*JanaBlog hat nichts gegen Bayern München übrigens, ganz im
Gegenteil! Vermutlich als einzige nördlich des Mains!
**Das fanden damals aber nicht alle gut, auch wenn nur die
SPD damals JanaBlogs Gedanken fast wörtlich ausdrückte: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/hamburger-buergermeister-ole-von-beust-gibt-ruecktritt-bekannt-a-707147.html
***auch damals trauten sich wenige ein kritisches Wort, am
besten zu sehen die vielfältigen Stimmen unter dem zweiten Link, Pressestimmen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jürgen_Klinsmann#Nach_der_Fu.C3.9Fball-Weltmeisterschaft.C2.A02006
http://www.rp-online.de/sport/fussball/nationalelf/pressestimmen-zu-klinsmanns-dfb-ruecktritt-bid-1.1454014
http://www.rp-online.de/sport/fussball/nationalelf/pressestimmen-zu-klinsmanns-dfb-ruecktritt-bid-1.1454014
**** Gabor Steingart in Handelsblatt Newsletter vom 21.7.
2014:
"Viele loben den Kapitän der Nationalmannschaft Philipp
Lahm für seinen Rücktritt - auch unser heutiger Leitartikler. Dabei muss man
nichts mehr fürchten als einen Nachahmungseffekt. Wenn es klug wäre, auf dem
Höhepunkt der Karriere zu gehen, müssten die Chefs von VW, Daimler, BMW und SAP
sowie Angela Merkel noch heute Vormittag ihre Büros räumen. Das Ergebnis: Wir hätten mehr
Helden und weniger Wohlstand".
*****JanaBlog versteht natürlich teilweise die Spieler, denn sie werden mit Philipp Lahm ja noch viel zu tun haben und ihm möglicherweise später als Trainer begegnen! Da will man nicht kritisch klingen...
Ähnliches von JanaBlog:
*****JanaBlog versteht natürlich teilweise die Spieler, denn sie werden mit Philipp Lahm ja noch viel zu tun haben und ihm möglicherweise später als Trainer begegnen! Da will man nicht kritisch klingen...
Ähnliches von JanaBlog:
http://janablog1.blogspot.de/2014/02/leben-nach-dem-hohepunkt.html
http://janablog1.blogspot.de/2013/11/social-life-burnout.html
http://janablog1.blogspot.de/2014/06/lehman-helden-werden.html
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http://janablog1.blogspot.de/2014/06/lehman-helden-werden.html
Heißt „Erregungskurven“,
und ist ganz normal im Buchhandel erhältlich, auch als E-Book, und
international (JanaBlog-Leser in den USA aufgepasst)!
Näheres hier:
Oder gleich bei Bücher de. Oder bei Amazon,
wo man ins Buch hineinsch bis Spielen auen kann::
http://www.amazon.de/Erregungskurven-Manches-aus-JanaBlog-2011/dp/3848206633/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1355916854&sr=8-1
Für
JanaBlog-Leser in den USA auch hier erhältlich:
oder
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