Wann habt ihr zuletzt über
jemanden so richtig daneben gelegen?
Wann wurdet ihr selber so richtig verkannt?
Wahrscheinlich
bereits heute morgen. Und gestern, und…
Nur: Warum ist es überhaupt wichtig?
Die
"Angeblich-Mächtigen" wissen
zu wenig über die Normalo-Mehrheit
im Land
und
die "Normalos/-Wähler" zu wenig über
"Die da oben".
Die Gruppen verlieren gegenseitig an Vertrauen,
auch weil sie sich jeweils das Leben der anderen
nicht vorstellen können.
Und wenn gesellschaftliche Gruppen nicht nur
uninformiert, sondern
sogar verächtlich übereinander sprechen,
wird nicht nur die
Atmosphäre unfreundlich. Sondern dadurch kann auch der Zusammenhalt der Gesellschaft gefährlich schwinden
und mittelfristig mit
politischen Extremen das Leben für uns alle
radikal(siert) verschlechtern.
Letzthin...:
-Taxifahrer erzählt JanaBlog aus seinem
Arbeitsleben: O-Ton:
"Wenn um 5:00 früh der Gast im Nobelviertel einsteigt um zum Flughafen zu fahren und gleich schon das Laptop aufklappt, da würde jeder
Arzt und Psychologe doch sagen: (im verächtlich wegwerfenden Ton ausrufend:)
Der ist doch kaputt ist der!"
Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sein
Fahrgast vielleicht
sehr gute Gründe für das frühe Arbeiten hatte:
- Morgens ist seine Lieblings-Arbeitszeit (http://janablog1.blogspot.de/2015/03/0430.html).
- Er hatte gerade eine tolle Idee die er notieren
wollte.
- Er liebt seinen Job und seine
Familie und hat am Vorabend das Arbeiten verschoben, um mit seinen
Kindern spielen zu können - und holt es jetzt nach.
- Vielleicht wartet ein Team in Indien mit seiner
Zeitverschiebung online dringend auf ihn. Oder ein Kunde, Klient,
Mandant hat ein echtes Problem.
- Vielleicht wird er gleich zehn Stunden im
Flugzeug spielen, lesen, schlafen und vor sich hin träumen und will jetzt
vorher noch kurz eben mal etwas erledigen.
- Vielleicht will er sich nur
Fußballergebnisse anschauen.
- Schlicht:
Dass sein Fahrgast gesund und glücklich sein
kann, kommt ihm gar nicht erst in den Sinn.
- Schulbus-Fahrer
bestreiken eiskalt auch die Schulen, in denen gerade Abiturprüfungen geschrieben werden, ganz egal wie es den ohnehin
schon aufgeregten Abiturienten so geht.**
- Handwerker und Post-Callcenter-Mitarbeiter
missachten Terminabsprachen oder machen
erst gar keine Termine aus, denn sie stellen sich vor, dass jeder den
ganzen Tag Zeit hat zu Hause zu sitzen um auf sie zu warten.
- Sitznachbarn im
Zug oder Flugzeug wollen Mitreisende vollquatschen (gibt es immer noch)
weil sie sich nicht vorstellen
können, wie unglaublich kostbar die Zeit für den anderen sein kann – zum
Lesen, Arbeiten oder einfach nur zum Aus-dem-Fenster-Gucken und Denken.
- Genauso andersherum:
- Schnelle, an
Computer Gewöhnte sind immer häufiger chronisch ungeduldig
mit den Normal-"Langsamen" - an der Supermarktkasse und anderswo
(http://janablog1.blogspot.de/2015/02/sofortness.html).
- (Manche) Manager und
Politiker, deren Leben in Flughafen-Lounges und Hotels stattfindet waren
schon so lange nicht mehr in einer Kleinstadt-Fußgängerzone dass sie
sich "Normalos" pauschal so vorstellen wie sie sie mal (als
sie damals einmal so richtig grippe-krank waren) in Reality-Soaps wie
"Frauentausch"*** gesehen
haben.
- Nicht nur Helene Fischer spaltet die Republik kulturell radikal, sondern so
einiges andere. Die Sendung "Wer weiß es wer weiß es
nicht"**** scheinen alle zu kennen. Alle diejenigen
jedenfalls, die tagsüber unter der Woche Zeit haben in einer
Fußgängerzone spazieren zu gehen oder Fernsehen zu schauen, während die
Online-/Viel-Flieger-/-Arbeiter nie davon gehört haben.
- Und genauso wie der Taxifahrer am Anfang können wiederum
vielleicht
manche Fahrgäste mit Laptop nicht verstehen, wenn
ein Taxifahrer extra die Nachtschichten bevorzugt:
"Ist doch blöd, in der Dunkelheit, mit den Betrunkenen,
so gefährlich!"
Er hat aber genauso seine guten Gründe wie der
Fahrgast vom Anfang:
„Der bessere Verkehr, die Ruhe, mehr Trinkgeld…"
Wodurch es schlimmer wird:
-Wir bewegen und informieren uns bequem immer in
Zirkeln uns ähnlicher Menschen. Und können weiter unsere Schnellurteile
fällen, Vorurteile pflegen und mangels Gegenbeweise nie revidieren.
- "Gemischte" Begegnungen werden immer weniger.
Dank des personalisierten Online-Einkaufs-Lebens und Entstehung von Tribes*****
sehen wir "die anderen" viel seltener als früher live.
Wir brauchen die Fußgängerzonen kaum mehr (außer natürlich
diejenigen, die "Wer weiß es, wer weiß es nicht" gucken).
Und gehen lieber in die Cafés, in denen
"unsere" oder wenigstens "interessante" Leute sitzen,
gehen in "unsere" Shops, "unsere" Einkaufsmeilen.
Und wir fahren isoliert Auto, Fahrrad oder sind in der Ubahn
mit unseren Smartphones beschäftigt. Kleine Gespräche im Zug, Taxi oder mit Verkäufern
sind – nicht nur aus Zeitnot – sehr viel seltener geworden, da muss man nur
einen Taxifahrer fragen oder ältere Bahnreisende.
JanaBlog-Gedankenspiel:
Jetzt mal angenommen wir
wollen als Gesellschaft
nicht vollkommen auseinander driften
was können wir
ab und zu
gegen all unsere
Missverständnisse tun?
JanaBlog-Ideen:
- Klingt banal, ist aber gar nicht so einfach: Einmal
die Woche daran denken dass jeder
für seine Art zu leben (aus seiner Sicht gute) Gründe hat.
- Einmal die Woche daran denken dass wir uns diese Gründe
teilweise schlicht gar nicht vorstellen können, weil wir zu wenig Ahnung haben vom Leben anderer.
- Gelegentlich versuchen sich ein zwei mögliche Gründe für das Verhalten des anderen, die man selber nie
hätte, gewissermaßen übungshalber völlig kreativ auszudenken.
- Wissen, dass wenn ein Handwerker unfreundlich ist oder wenn jemand verächtlich/mitleidig guckt
wenn wir uns im Arzt-Wartezimmer eine Idee ins Smartphone notieren
– oder wenn wir jemandem beim Bestellen an der Fleischtheke zu langsam sind – er vielleicht einfach nur in seinem eigenen Universum und seinem
persönlichen Tempo verfangen ist und sich unsere Lebens-Welt
nicht vorstellen kann.
- Auch mal einen Satz
zur Erklärung des eigenen Verhaltens einstreuen. Warum man es eilig
hat, was genau einem wichtig ist in einer Situation. Nicht
annehmen, dass die Umwelt unsere Situation auch nur im Entferntesten
erahnen oder gar verstehen kann.
Jedenfalls ist eine
der schönsten Arten, sich die Situation und Hintergrund verschiedenster
Menschen vorstellen zu können dieser Blog:
Gibt es auch als Buch auf Deutsch:
Vielleicht sollte so etwas jemand auch in Deutschland
starten?
Würde es genauso erfolgreich werden wie dieser New York-Blog?
*Zugehörige Studie: Michael Hartmann, „Soziale Ungleichheit
– Kein Thema für die Eliten?“, Frankfurt/M. 2013,
Dass alle in der
Fußgängerzone diese Sendung kennen sieht man an den Reaktionen der
willkürlich in der Fußgängerzone angesprochenen Personen in der Sendung.
Ähnliches von JanaBlog:
http://janablog1.blogspot.de/2014/10/ich-als-promi.html
http://janablog1.blogspot.de/2014/06/lehman-helden-werden.html
http://janablog1.blogspot.de/2014/06/lehman-helden-werden.html
http://janablog1.blogspot.de/2015/04/social-life-burnout.html
http://janablog1.blogspot.de/2013/11/pain-of-paying.html
http://janablog1.blogspot.de/2013/11/pain-of-paying.html
JanaBlog gibt es als
ideales kleines Geschenkbuch!
Heißt „Erregungskurven“,
und ist ganz normal im Buchhandel erhältlich, auch als E-Book, und
international (JanaBlog-Leser in den USA aufgepasst)!
Näheres hier:
Oder gleich bei Bücher de.
Oder bei Amazon, wo man ins Buch hineinsch bis Spielen auen kann::
http://www.amazon.de/Erregungskurven-Manches-aus-JanaBlog-2011/dp/3848206633/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1355916854&sr=8-1
Für JanaBlog-Leser in den USA auch hier erhältlich:
oder
kontaktiere JanaBlog persönlich!
– Einfach per Mail: JanaBloginfo@googlemail.com
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