Mittwoch, 17. Oktober 2012

Teure Missionarsstellung





So ähnlich sehen
manche Kunstgriffe
von Wolf Haas in seinem
neuen Buch aus.
Autorenlesung, teurer als das Buch selbst? Wieso kostet sie überhaupt etwas? 

Wolf Haas liest natürlich ausnehmend* gut. Er deklamiert sogar ganze Passagen auswendig aus seinem neuesten Werk "Verteidigung der Missionarsstellung". Sein Buch kostet 19,90€, die Lesung im halb leeren St.Pauli Theater in Hamburg 21,30 €.
Die Lesung: solo. Kein Journalist, der mit dem Autor ein interessantes Hintergrund-Gespräch führen würde. Keine Möglichkeit, Fragen zu stellen! Und nein, das Buch zum Signieren kam nicht gratis dazu.

Macht ihr diesen Trend der teuren Lesungen auch mit?
Normalerweise sind Lesungen natürlich nicht halb so teuer, haben einen Moderator und ausgiebig Zeit zum Gespräch der Leser mit dem Autor.

Zum Beispiel die Lesung mit Stephan Thomé mit seinem beinahe** preisgekrönten Roman "Fliehkräfte". Das Buch kostet 22,95, die Karte für die Lesung im Vorverkauf nur 
11,- €, dennoch im Nachhinein keine gute Investition - vielleicht sogar für den Verlag: Zeit zum Fragen war unhöflich knapp, und vorgelesen wurden nur zwei so ungünstige Stellen, dass JanaBlog und ihre Freunde trotz großer Begeisterung für das vorangehende Buch ("Grenzgang") doch erst einmal nicht kaufen werden.

Jetzt JanaBlog-Frage:
Ist eine Lesung nicht einfach nur eine Werbeveranstaltung für ein Buch?
Müssten das die Verlage nicht automatisch ins Marketing-Budget einkalkulieren, statt es dem Leser aufzubürden?

Was meint ihr?

Meidet ihr Lesungen ohnehin?

Welcher Preis wäre aus eurer Sicht noch gerechtfertigt?

Könnt ihr Autorenlesungen empfehlen, für die es sich zu investieren lohnt?


(Jetzt natürlich die brennende Frage der JanaBlog-Fans:
Wie ist nun das neue Buch von Wolf Haas, die Missionarsstellung
?
Na gut. JanaBlog ehrlich und direkt wie immer: Ich mochte das Buch nicht, die Story trug für mich nicht und die vielen lustigen sprachlichen "Tricks" bis zum Surrealen hin wirkten auf mich unentschieden und deshalb aufgesetzt. Aber die meisten Kritiker sehen es wohl anders. JanaBlog empfiehlt dagegen begeistert das vorangehende (Nicht-Brenner-Krimi-)-Buch: "Das Wetter von vor 15 Jahren". Sprachlich tiefgründig, trickreich im besten Sinne, großartige Weiterentwicklung der deutschen Sprache und Literatur, unbedingt lesen!

Ein Bonuspunkt für die Leser/Investoren der teuren Lesung (zur Missionarsstellung) gab es immerhin: im Buch gibt es etliche Seiten chinesischen, unübersetzten Texts. Die Übersetzung liefert Wolf Haas in der Lesung nach, und die war toll! Da war er für JanaBlog wieder ganz der Alte (innovative, witzige, coole...) - (wagen wir das Wort mal ruhig:) Kult-Autor!)






* Insofern auch bitte unbedingt seine Hörbücher ausprobieren!! So lustig wie er kann ansonsten nach Erfahrung von JanaBlog nur noch Gernot Gricksch aus seinen Büchern vorlesen, ansonsten sind die Autoren ja nicht unbedingt die besten Vorleser. Müssen sie natürlich auch nicht sein, dafür bezahlen wir sie ja nicht. Manchmal wünschte man sich aber einen Schauspieler an ihre Stelle, oder?

** Stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2012






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