Dienstag, 3. April 2012

Smartphone-Kamikaze. Noch.

Paul und Margaret Hockney 2009
Computer-Zeichnung von David Hockney
Mit Smartphone in der Hand, immer online und innerlich nur halb da: auch beim Treffen mit anderen Menschen dauernd das Smartphone benutzen, oder sogar während des Badens eigener Kinder*. Oder so, wie es David Hockney auf diesem Bild, als einer der ersten zeitgenössischen Künstler wundervoll plastisch zeigt (Hockney hat es übrigens als Trendsetter von vornherein auf einem Smartphone gemalt.)

Unhöflich? Wer sagt denn das?

Also der Reihe nach:
Wie sind wir da nur hineingeraten?

Durch einen begeisterten Kamikaze-Flug, kopfüber hinein ins neue Mobil-Online-Paradies.

Und wie kommen wir da wieder raus, falls wir es überhaupt wollen? Falls wir es wirklich als unhöflich empfinden, oder an uns selbst beobachten, dass wir zerstreut und fahrig werden, gibt es bestimmt noch viele unbekannte Wege.

Einer ist sich zeitweise eine digitale Diät zu verordnen. Heißt einfach: immer wieder abschalten. (Und ja, diese Aufgabenstellung gab es bereits in der Menschheitsgeschichte, zum Beispiel mit dem Fernsehen!)

Aber im Berufsleben?
Da kann man es nicht allein schaffen
. Laut Leslie A. Perlow von der Harvard Business School** ist dies nur dadurch möglich, dass die betreffende Gruppe, also Firma, (oder, JanaBlog: am besten die ganze Wirtschaftswelt, in einer idealen Welt ohne Zeitzonen!) sich neue Regeln auferlegt. Am Beispiel der Hochleistungs-Unternehmensberatung BCG zeigt Perlow (sogar mit Anleitung zum selber-machen), dass es funktionieren kann. Und dass nicht nur der Burnout weniger wurde, sondern dabei auch andere positive Auswirkungen insbesondere auf Recruiting und Kunden herauskamen.

Und privat? In Kommunikations-Situationen? Müssen wir zähneknirschend hinnehmen, dass unsere Gegenüber immer wieder auf den kleinen Bildschirm blicken?

Mal sehen: Es gibt (sogar ein paar junge)Leute, die auf ein Smartphone ganz verzichten, mit antiken Retro-Handys herumlaufen und das als cool verkaufen.
Aber das könnte auch nur eine Flucht davor sein, sich selbst zu organisieren und dazu beizutragen, dass wir eine neue Höflichkeit einführen.

Wie die neue Höflichkeit mit Smartphones aussehen wird?

Das bleibt uns als Gesellschaft überlassen, darauf müssen wir uns, wie auf so vieles, einfach einigen.

Aber das haben wir auch schon mit anderen Höflichkeitsthemen geschafft, oder?

Was meint ihr: Welche Regeln sollten wir einführen?
Oder habt ihr schon welche, die ihr selbst und eure Gesprächspartner befolgen müssen?

Seid ihr also die Pioniere der neuen Smartphone-Höflichkeit?










* Der berühmte Schriftsteller Jonathan Safran Foer berichtet dies von sich selbst!
Zitiert in New York Times vom 23.3.2012, "A Smartphone Future? But Not Yet"  von Teddy Wayne.

** in ihrem bald erscheinenden Buch "Sleeping with Your Smartphone: How to Break the 24/7 Habit and Change the Way You Work".

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