Dienstag, 8. Mai 2012

Samtleben


(Aus der Reihe: Unsere Buchhandlungen)





Wollen Buchhandlungen keine Bücher verkaufen?
Schließen Sie deshalb genau in dem Augenblick, wenn ihre meisten Kunden kommen?

So läuft es zumindest zum Beispiel in der Buchhandlung Samtleben im Literaturhaus Hamburg.

Ich werde hier nicht darüber reden, wie es denn mit dem eBook versus der Zukunft der normalen Bücher steht, denn für mich steht fest: Das eBook kommt.

Auch alt eingesessene kostbare Buchhandlungen müssen nach und nach schließen, von Buch-Ketten ganz zu schweigen.

Haben sich die Buchhändler in ihr Schicksal ergeben?

Samtleben jedenfalls schon, oder sie verlässt sich auf geheime Finanz-Quellen und das Schicksal ihrer Autoren ist ihr egal, denn: diese Buchhandlung hat tagsüber überhaupt keine Laufkundschaft, um das Literaturhaus herum befindet sich kein Fußgänger-Verkehr.
Also hätte sie die meisten Kunden ca. zwischen 18:45 Uhr und 20:00 Uhr. Denn in dieser Zeit kommen die meisten Besucher der Lesungen oder ganz einfach Gäste des Restaurants im Literaturhaus, warten auf ihre Verabredungen, besetzen ihre Plätze für die Lesung, holen ihre Eintrittskarten ab, nehmen einen Drink, schlendern umher. Die allermeisten natürlich wirklich interessierte Menschen, die Bücher lieben.


Ihr habt es schon erraten: Die Buchhandlung schließt pünktlich um 19:00 Uhr.

Bitte, kann mir jemand erklären, warum das so ist?

Es erinnert ein wenig an die Haltung einiger Kunsthochschulen/Künstler, die ihren Studenten auch eine Haltung einimpfen, die Galeristen und den kommerziellen Markt zu verachten und ohne all das auszukommen. Und damit natürlich möglichst geringen kommerziellen Erfolg und Ausstellungen zu haben.

Das eine ist das kommerzielle: wenn man es als antiintellektuell verachtet, die Buchhandlung finanziell überleben zu lassen, oder einen Galeristen in Anspruch zu nehmen und Geld mit seinen Bildern zu verdienen, ist das ja völlig in Ordnung.
(Auch da gibt es allerdings eine Lösung: Man kann doch das Geld verdienen und sofort weiter spenden, oder?)

JanaBlog-Frage ist aber die folgende:

Geht es bei der Kunst nicht darum, dass möglichst viele Menschen sie zu sehen/zu lesen bekommen? Ist das nicht im Interesse der Künstler, dass ihre Kunst ihren Weg in die Welt hinaus findet?

Oder ist es nicht die Pflicht einer Buchhandlung, und schon gar einer Buchhandlung in einem Literaturhaus, den Künstlern/Autoren eine Plattform in der Öffentlichkeit zu bieten und sie tatsächlich so effizient wie möglich zu vertreten???

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