Montag, 8. Juli 2013

First Position? Not forever!






Habt ihr früher Hochleistungs-Sport betrieben? Hättet ihr alles dafür gegeben, weiter zu machen?
Habt ihr vielleicht sogar Ballett gemacht?

Dann gehört ihr vermutlich zu den geschätzten 99,9%, die jetzt von etwas anderem leben als eurem Tanz/Sport.

Wie gut habt ihr euch an das Leben OHNE Ballett/Sport gewöhnt?

In der preisgekrönten Dokumentation
"First Position" von Bess Kargman, 

einem MUSS für alle Ballett-Interessierten,

ist von den 99,9% allerdings nicht die Rede. Begleitet werden sechs amerikanische Kinder und Jugendliche, die an dem wichtigsten weltweiten Wettbewerb (Youth America Grand Prix) um Stipendien und Engagements kämpfen, und gezeigt werden nur Gewinner.

Schade, denn die andere Seite oder besser gesagt: das Danach, darüber spricht keiner:  Wie man damit  umgeht, seinen geliebten Tanz/Sport zu verlieren und etwas gleichwertig Intensives im Leben zu finden. Und dieses Kapitel nicht nur abzuhaken sondern seinen Wert fürs weitere Leben zu nutzen.

Denn während die tanzbegeisterten Kids trainieren, glauben sie kein Wort, hören gar nicht hin, wenn man ihnen sagt:
Das Training wird wehtun, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr davon werdet leben können ist verschwindend gering und ihr werdet bald wieder aufhören müssen.

Jetzt für alle, die Ballett nicht kennen:
Jemand, dem in die Wiege gegeben ist, sich durch (klassischen) Tanz auszudrücken, würde alles hergeben für die Möglichkeit, überhaupt zu tanzen. Einfach weil er es braucht wie die Luft zum Atmen.

Diese Hingabe zeigt der Film auch, und die dafür erbrachten Opfer - und nicht nur diejenigen der schmerzenden Muskeln.

Aber irgendwann ist trotz aller Opfer FÜR ALLE Schluss.
Entweder mitten in der Ausbildung, oder fatalerweise direkt danach, indem kein Engagement kommt. Oder in Form von Enttäuschung dass man nie Solist wird sondern immer nur im Hintergrund. Oder mit 35, oder 40, mit schmerzenden Knochen und dem halben leeren öden Leben vor sich, einem Leben meist ohne finanzielle Absicherung, ohne eine zweite Berufsausbildung, und vor allem: ohne Tanz.

Das hätte der/ein Film zeigen können:
Dass es nur diejenigen wirklich "schaffen", die auch diesen Verlust so gut verkraften, dass sie nicht dem Tanz ewig nachtrauern und bitter werden und neidisch auf die Jungen... gefühlt nur noch halb leben,

sondern

ihre Fähigkeit zur Hingabe zum Ballett, die Begeisterung, Leidenschaft im weiteren Leben

auf etwas ANDERES übertragen können,


Dabei unterstützt einen gewöhnlich niemand*, und darauf bereitet sich - bisher - auch kaum ein Tänzer vor. Ein wenig wie Aberglaube ist das wohl schon, als ob man das Ende der Ballett-Zeit herbeirufen würde, wenn man sich damit beschäftigen würde. Aber vor allem natürlich braucht man seine gesamte Energie für das Tanzen, da scheint keine Zeit zu bleiben für das Schmieden von Plänen B.

Dabei gute Nachrichten:
Der Verlust einer Ballett-/Tanz-/Sport-Karriere ist immer mit Trauer verbunden. Aber dann gibt's Hoffnung denn meist hat man im Leben Gottseidank mehr als eine Begabung.

Und bitte nicht unterschätzen, welchen Schatz man mitbringt ins „Leben Danach“: nämlich eine Hochleistungs-Kindheit/-Ausbildung/-Karriere.
Überraschenderweise denken viele, das wäre alles umsonst. JanaBlog begegnete in letzter Zeit zum Beispiel jungen Damen, die auf hoher Ebene Tennis beziehungsweise Voltigieren betrieben, und beide erwähnten es in ihren mündlichen Bewerbungsgespräch-Vorgesprächen nicht einmal... Dabei macht euch Ex-Ballett/Sport-Kinder schon allein die Fähigkeit zur Disziplin und Hingabe für jeden Arbeitsmarkt sehr attraktiv!

Also bitte, Bess Kargman oder andere Filmemacher, darüber könnte ein Mut machender neuer Film zu drehen sein, als Fortsetzung vielleicht, "First Postition, not forever".
Als Hoffnung und Hilfe für die 99,9%, die es nicht schaffen werden, ihr ganzes Leben tanzend auf der Bühne zu verbringen,
und die im Leben dennoch wieder "tanzen" wollen....!


Film-Bild auf der Website des WDR, mit einer sehr guten Sendung zu diesem Film: http://www.wdr.de/tv/westart/dienstag/sendungsbeitraege/2013/0702/first_position.jsp








* es sei denn man nimmt sich extra einen Coach, oder orientiert sich bei den Initiativen für die Interessenvertretung der Tänzer: Die Unterstützungsinitiative Stiftung TANZ - Transition Zentrum Deutschland http://www.kultur-kreativ-wirtschaft.de/KuK/Navigation/Aktuelles/meldungen,did=551170.html
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