Mittwoch, 17. April 2013

Lösung für alles: Wörter für Babies!






Babies möglichst viel erzählen, das ist die Lösung gegen Benachteiligung sozial schwacher Kinder!

Ungleiche Chancen für Kinder aus verschiedenen sozialen Schichten, das ist schmerzlich. Nicht nur unfair, sondern - für diejenigen, die mehr auf Zahlen stehen - weil das Potential einer Gesellschaft zum Teil brach liegt (denn die "Elite-Kinder" reißen es nicht immer raus!)

Und den einen Hebel zu finden, mit dem man die Kinder in Schulen aufschließen lässt, den suchen wir schon länger.

Wir wissen ja - wenn auch widerstrebend - bereits, dass nicht die Schule, sondern die Kindes-Förderung in den ersten drei Lebensjahren die wichtigste Phase sein dürfte.
Seit 1995 laufende Forschungen* scheinen zu ergeben:

DER Hebel gegen Benachteiligung ist ganz allein** die schiere Anzahl der Wörter, die Eltern, Nannies und andere Fürsorgende zu einem Baby im ersten Jahr beziehungsweise in den ersten drei Jahren sagen***.

Bereits an ihrem ersten Geburtstag sind nämlich die meisten armen Kinder hinter Mittelschicht-Kinder zurückgefallen - in ihrem Potential zu sprechen, zu verstehen und zu lernen. Laut der Untersuchung von Hard und Risley haben Kinder aus Sozialhilfeempfänger-Familien 600 Wörter pro Stunde gehört, während Akademiker-Babies mehr als dreimal soviel, nämlich 2100 Wörter im selben Zeitraum wahrgenommen haben. Mit 3 Jahren hat also ein armes Kind 30 Millionen weniger Wörter gehört als ein Akademiker-Dreijähriger!


Folgen?

Knallhart für die Benachteiligten:
Je mehr Wörter gehört, desto höher der IQ und desto besser schnitten die Kinder in der Schule ab.
(Andererseits tröstlich/kein Scherz: die ersten Kinder entsprechend geförderter Programme für benachteiligte Kinder fanden sich (auch gegenseitig) bereits auf Harvard wieder****)


Ist es wichtig, was und wie man zum Baby spricht?
Vielleicht ergeben das weitere Untersuchungen. Im Augenblick scheint es, dass einfach die Anzahl ausreicht. Also weiter so mit "Dies ist eine Zentral-Heizung, die sieht ein bisschen wie ein Zebra aus, das gibt es in Afrika und....schaaaau, jetzt setzen wir uns hin und....."

Warum ihr noch nichts von diesen Erkenntnissen gehört habt?
Weil es bisher technisch praktisch unmöglich und unbezahlbar war, die gesprochenen Wörter aufzunehmen und zu analysieren. Das ist erst jetzt durchführbar.

Warum Akademiker mehr mit ihren Babies sprechen?
Genau weiß man das nicht. Jedenfalls scheint das Reden kein instinktives Verhalten zu sein. Man spekuliert, dass die ärmeren Familien einfach nicht hinreichend informiert sind darüber, dass es wichtig ist. 

(Und auch Akademiker-Eltern wissen noch nicht alles. Wenn JanaBlog beispielsweise Akademiker-Schwangere fragt, wie viel sie mit ihren ungeborenen Babies reden, erntet sie immer noch meist Unverständnis. Denn wie wichtig der (auch verbale) aktive Kontakt in der Schwangerschaft für Kindes-Entwicklung ist, das muss sich noch herumsprechen.)



Jetzt JanaBlog-Frage:

Welchen Einfluss werden unsere Smartphones haben?
Immerhin sieht man heute Eltern egal welcher sozialen Schicht zwar mit ihren Kindern unterwegs, aber immer mit Smartphone in der Hand. Und da sprechen sie meist nicht zum Baby, sondern höchstens zu Freunden, und das hört das Baby nicht mal mit, denn es geschieht meist still: per Sms.

Immerhin beichtete sogar einer der wichtigsten Schriftsteller, Jonathan Safran Foer, dass er das Smartphone selbst während des Badens seiner kleinen Kinder nicht aus der Hand legt!*****


Wird das nun die Benachteiligung der ärmeren Kinder ausgleichen?

Und andererseits:

Werden die heutigen Babies dadurch insgesamt dümmer, dass sie nicht die höchstmögliche Wort-Dosis abbekommen, weil wir alle in die Smartphones gucken?



Genug Stoff für weitere Forschung also.
In der Zwischenzeit können wir uns aber auf jeden Fall sicher sein: 

Möglichst viel aufs Baby einreden ist immer gut, und nach heutigem Forschungsstand darf es auch ruhig noch ganz viel Unsinn sein!












* Betty Hard und Todd R. Risley, University of Kansas, Buch: "Meaningful Differences in the Everyday Experience of Young American Children.
Mehr dazu: http://nyti.ms/10TVKzi
** Natürlich gibt es auch andere Stimmen, die auch andere Faktoren daneben sehen.
*** Und nein, sie vor den Fernseher zu setzen half (leider) nicht, sondern soll sogar nachteilig gewesen zu sein.
**** http://nyti.ms/10TVKzi, zum Beispiel der Bürgermeister von Providence, Angel Taveras, der jetzt ein großes Programm zu diesem Thema startet. 
***** Zitiert in New York Times von 23.3.2012, "A Smartphone Future? But Not Yet" von Teddy Wayne. Dazu: http://janablog1.blogspot.de/2012/04/smartphone-kamikaze-noch.html






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