Donnerstag, 11. Juni 2015

Privatsphäre, öffentlich.







Wir plappern wo wir stehen und gehen Privates und Geschäftliches aus, und alle können es hören.

Nicht durch Technik, sondern weil 
Fremde mithören und wir sorglos laut reden.

Ist uns egal? - Vielleicht.

Allerdings hat die Sache gleich zwei Haken:

- Die Welt ist klein!

- Und wir plaudern öffentlich (häufig sogar namentlich) über Dritte.


Gegen die Online-/Kamera-/Telefon-Überwachung gehen wir ohnehin nicht gerade auf die Straße*.
Und was wir nicht online öffentlich machen, das trompeten wir einfach so, unterwegs beim Einkaufen, heraus:

- Telefon 1: Wir telefonieren zwar viel weniger als früher, aber wenn, dann richtig: Geschäftliche Telefonate im Zug können besonders auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin äußerst interessant sein, da kann man ganze politische Intrigen und Journalisten-Enthüllungsberichte vorab mitbekommen
Einige haben es ja bereits schon zu bunt getrieben und alle lachen darüber (http://www.spiegel.de/politik/ausland/ex-nsa-chef-michael-hayden-wurde-im-zug-belauscht-a-929942.html), aber Vieles davon machen wir doch alle.

-Telefon 2: Neu: Walken oder nach dem Joggen runterkühlend Gehen  durch die nacht-dunklen städtischen Straßen und dabei mit Headset laut telefonieren
Sehr nachvollziehbar für JanaBlog: spart Zeit!!! Ermöglicht teilweise überhaupt erst, mit dem auswärtigen Freund oder Schwester im hektischen Alltag zu telefonieren!
JanaBlog hat auf diese Weise aber bereits mehr erfahren als ihr lieb war - sehr Privates, von seelischen Nöten über Urlaubszeiten bis hin zu Namen von blöden Bossen im Job und ähnliches

- Café: Der neue „Arbeitsplatz Café“ eröffnet ungeahnte Möglichkeiten für Lauscher wenn man sehr sorglos (nicht nur geschäftlich) telefoniert
Genauso die Mode, in Cafés an großen Gemeinschafts-Tischen zu sitzen und trotzdem geschäftlich/datenmäßig sensitive Dinge zu besprechen, obwohl (hoffentlich wirklich) fremde Menschen mit am Tisch sitzen.

- Balkon: Letztens hallte es am Sitzplatz eines (mehrere Häuser entfernten) telefonierenden Nachbarn von JanaBlog so sehr, dass wirklich jedes Wort durch die ganze Straße glasklar aufdringlich zu hören war. Alle drehten die Köpfe und sagten sich: So viel Informationen brauche ich gar nicht!
Aber auch intime Gespräche am berühmten Sonntags-Frühstücks-Tisch auf dem Balkon sind manchmal so entspannt, dass man sieht: 
Wir wollen so gern in der Sonne sitzen, dass wir uns die (sicher zum guten Teil gänzlich unfreiwillig) lauschenden Ohren ringsum einfach weg-halluzinieren.


Foto: Arne Svensson, Neighbours #52. Hier hat der Künstler eine echte private Situation fotografiert, ohne Wissen und Erlaubnis der Abgebildeten. Er hat nur Augenblicke als Kunstwerke verkauft, in denen man das Gesicht der Beteiligten nicht identifizieren kann. Rechtlich okay, sagt das Gericht in New York. JanaBlog wünschte zwar irgendwie, es wäre nicht in Ordnung, aber darüber redet irgendwie keiner: wo beginnt die Privatsphäre denn nun eigentlich?


- Beim Arzt wird man am Tresen nicht nur dazu gezwungen seine gesamte Adresse schön deutlich aufzusagen sondern sogar immer wieder "Anlass des Besuchs" bis hin zu Beschwerden. Besonders pikant: Beim Gynäkologen werden einem schon mal Ergebnisse über den Tresen hinweg mündlich mitgeteilt. Sehr interessant für die Umstehenden - nicht nur bei VIPs!
Gleiches Problem bei der

- Apotheke, wo ein Diskretions-Abstand mit Ausnahme der sehr großen modernen Ketten immer noch unbekannt ist:

-Arbeiten überall ist toll, aber viele zeigen einfach alles allen auf dem 
Computerbildschirm im Zug, Flieger und Co, wahrhaft sorglos…

- Post:  Wir wehren uns anscheinend nicht besonders gegen die Praxis, dass der Postbote selbst amtliche Finanzamt-Umschläge auf die Wohnungstür-Schwelle im Hausflur, außerhalb des Briefkastens legt.

-Taxi: Wie viele Menschen bestellen sich namentlich ein Taxi und erörtern mit dem Kollegen bei der geteilten Heimfahrt die Urlaubspläne samt Daten
Übertriebene Bedenken? 
JanaBlog ist schon mal ein Einbruch passiert, nachdem sie mit jemandem den Zeitraum ihres Kurz-Urlaubs an der Wohnungstür erörterte - während der Hausflur voller Handwerker war. Nur ihre Wohnung wurde dann gezielt in Angriff genommen, (auch laut Kripo) auffällig....

-Restaurant: Letzthin hat JanaBlog einen beobachtet, der regelrecht gezielt auf die Zahlen geschaut hat, die ihr Tischnachbar in das Kreditkarten-Gerät am Tisch eintippte. 
Anschließend schrie der Kellner wie üblich den Namen des Kreditkarten-Inhabers in die Welt hinaus, weil ihm das beigebracht wurde als höflich (ist es ja auch, nur: zu laut!).
Sogar die Tisch-Verteilung nach Namen kann sehr leicht zugänglich sein im Restaurant. In einem der "besten" Restaurants stand JanaBlog bestimmt sechs Minuten herum ohne dass jemand sie ansprach direkt vor dem Bildschirm, auf dem namentlich die Tische grafisch im Raum dargestellt waren.

-Wohnen: Wir leben neuerdings anscheinend gerne in vollkommen verglasten Wohnungen, meist ohne viel Vorhänge zu benutzen. (Wenn uns dabei jemand fotografiert, müssen wir das (bislang per Urteil in New York) hinnehmen. 
Selber Schuld?**.)


Andere wünschen sich vielleicht gerade mehr Privatssphäre: Hier ein Entwurf für ein Bett für Obdachlosen-Unterkünfte. JanaBlog findet dieses gerade 3 Quadratmeter benötigende Design jedenfalls völlig naheliegend! Vom Designbüro Social-Unit, Corinna de Korver und Wouter Kalis


- Arbeitsplatz: Wir tun so als ob wir Großraumbüros völlig in Ordnung fänden, obwohl wir damit der ständigen Überwachung unserer Umwelt ausgesetzt sind (und laut Studie durch den Verlust an Privatsphäre ein höheres Krankheitsrisiko haben: http://www.aponet.de/gesundheit-und-beruf/arbeit-im-grossraumbuero.html)


Es ist ja wirklich wunderbar, dass wir keine Angst haben von Menschen belauscht zu werden. 

Welch eine Freiheit! 

Aber:

Wir vergessen leicht, dass wir häufig 

nicht nur Fakten und Interessantes über uns selbst offenbaren, sondern

auch Inoffizielles preisgeben von Freunden, Kollegen oder Familienmitgliedern über die wir sprechen.

Und die haben wir meistens nicht gefragt, ob sie unbekümmert "veröffentlicht" werden wollen.

Und dann:

Die Welt ist KLEIN!!!! 

Immer wieder können Fremde am Nebentisch etwas mit den Namen anfangen, die wir erwähnen. Oder kennen uns vom Sehen, fotografieren, googeln uns - unbemerkt und ohne dass wir sie offiziell kennen würden.

Vielleicht läuft es schlicht auf eine bewusste Entscheidung hinaus:

Entweder es ist uns alles egal,
oder
wir haben ein Bedürfnis nach einer Grund-Privatsphäre für uns und andere.

Im letzteren Fall täte uns manchmal ein wenig mehr Paranoia gut. 

((Dazu sind manche Science Fiction-Serien ganz praktisch: In Serien wie "Person of Interest" lernt man ein wenig Ausspäh-Möglichkeiten mitzudenken***.))


Oder was oft schon reichen würde:

Einfach die Stimme ein wenig senken… 





Lesenswert zum Thema:

  
(Der Haupt-Tipp scheint dort zu sein: die Bluetooth-Funktion des Handys abschalten, damit es nicht "geklont" und somit komplett abgehört werden kann)).

Ähnliches von JanaBlog:


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