Mittwoch, 2. November 2016

Lachen, unverschleiert.








Dieser Post macht richtig gute Laune!
Und:
Es geht hier NICHT um die Flüchtlingsfrage!

Jetzt: Stellt euch einfach vor, diese zwei Videos werden viral*.

Es sind quasi Videos aus JanaBlogs Kopf, sie hat sie ganz echt und analog ERLEBT, GEFÜHLT, ohne die Situation durchs Aufnehmen zu stören.

Und es gibt keinen Grund, warum ihr diese „virtuellen Videos“ nicht auch genießen könnt:

In London, September 2016:

Piccadilly Circus, circa 23:00 Uhr an einem Samstagabend,

es ist fröhlich voll, die Touristen aus aller Welt stehen herum und sitzen auf den Stufen, und schauen um sich, die Werbe-Screens im Hintergrund hüpfen dazu leuchtend auf und ab.

Drei pfiffige Jungs haben sich eine Attraktion ausgedacht: es gibt 50 £ zu gewinnen für denjenigen der es schafft, 2 Minuten lang herunterhängend von einer Eisenstange auszuharren und sich dabei nur mit den Händen festzuhalten. Ein Bewerber nach dem anderen versucht sein Glück, bislang vergeblich …

 … und eine verschleierte arabische Frau (das Gesicht allerdings unverschleiert) lacht, und lacht und lacht. Und sie bekommt einen regelrechten Lachkrampf, der so fröhlich und ansteckend ist, dass er sich wie eine Welle über den Platz verbreitet und nicht enden will, all die Nationalitäten, all die Menschen zusammen, lachend.


Stephan Balkenhol, „Frau im Blau“, 2007
(bei aller JanaBlog-Kritik an Stephan Balkenhol 
muss man sagen, dass dieses Kunstwerk nicht nur
 gelungen ist, sondern auch hochaktuell ist,
 obwohl es schon neun Jahre alt ist)
Warum? Die Frau ist mit mehreren weiblichen verschleierten Freundinnen/ Verwandten unterwegs und hat als Aufpasser einen Neffen/Cousin/sonstigen Verwandten dabei. Der sieht allerdings nicht sehr fit aus. Soweit es für JanaBlog zu verstehen ist, lacht sie sich schlapp bei der Vorstellung, dass er diesen Wettbewerb gewinnen könnte (der Arme probiert es dann auch noch nicht einmal).


Im Ruhrgebiet, Oktober 2016:

In einer Regionalbahn irgendwo zwischen Essen und Dortmund,

es ist voll und stickig obwohl es Sonntagnachmittag ist, alle inklusive JanaBlog sind genervt bis latent aggressiv.

JanaBlog gegenüber sitzt eine spektakulär anmutige schwarzafrikanische Großmutter in einem strahlend gelben Kleid mit weißer Spitze und einem gelben Turban die so langgliedrig ist, dass JanaBlog sehr unbequem seitwärts verdreht sitzen muss. Sie hat einen etwa achtjährigen aufgeweckten Enkel dabei und zu ihren Füßen liegt eine kleine rote täuschend echt aussehende Kinder-Gitarre, so eine mit Knöpfen darauf die alle möglichen Sounds erzeugen können.

Links von JanaBlog sitzen vier aufeinander konzentrierte deutsche Studenten, in den nächsten Sitzgelegenheiten hinter der Großmutter präsentieren sich lässig sechs (Möchtegern?-) schwere Jungs aus ursprünglich der Türkei?/Syrien?/Irgendwie-so. Einer der „schweren“ Jungs wirft JanaBlog, die direkt in seinem Blickfeld sitzt, ab und zu einen finster abschätzenden Blick zu.

Plötzlich tappst ein kleines Mädchen – erst seit Kurzem lauffähig – durch den Gang und bleibt vor der Großmutter stehen. Es wird bald von ihrem syrischen/türkischen/ Etc.-Vater eingeholt und in der anfahrenden Bahn auf den Füßen stabilisiert. Die afrikanische Großmutter greift mit der Anmut einer Fee nach der roten Klein-Gitarre und bietet sie dem Mädchen zum Ausprobieren an. Die Kleine ist schüchtern, aber irgendwann lässt sie sich überreden die Gitarre in die Hände zu nehmen, und einen der Knöpfe auszuprobieren.

Das ruft den Enkel auf den Plan. Er protestiert heftig dagegen, dass seine Großmutter SEINE Gitarre einfach so verleiht und fängt an zu toben. Sanft aber bestimmt versucht die Großmutter ihn zu beruhigen, aber er flüchtet und versteckt sich. Nicht weit, er setzt sich – vermutlich von seiner Wut zum Mut beflügelt – einfach zu den „schweren“ Jungs, um zu schmollen.

Stille. Verlegenheit.

Und dann kommt das erste Lächeln von den schweren Jungs in Richtung JanaBlog. Die Atmosphäre verändert sich. Es ist als ob all die zufällig anwesenden (ursprünglich) internationalen Menschen in der stickigen schwerfälligen Regionalbahn wohlwollend über einen gemeinsamen kleinen Bruder/Cousin/Neffen schmunzeln würden, wie bei einer Familienfeier.


Nach einiger Zeit bekommt die Großmutter die Gitarre von der winzigen Enkel-Konkurrentin zurück und reicht sie dem rechtmäßigen Besitzer.
Der kann natürlich nicht widerstehen und beginnt sofort anzugeben vor den „schweren“ Jungs, die verschiedenen Knöpfe auszuprobieren, um mit ihnen Heavy Metal-Krach zu erzeugen. Da wird aus der Verlegenheit ein Grinsen und gelegentlich sogar ein Lachen, als sich der kleine schwarze Mann schließlich sogar durch den Gang schlängelt, um auch anderen Fahrgästen seine Rocker-Posen vorzuführen.

Und plötzlich Lächeln sich all die verschiedenen Ursprungs-Nationalitäten scheu aber gelöst an. Denn das Drama des kleinen Jungen ist etwas, was einfach jeder kennt. Ein kleiner, immerhin vielleicht 10 Minuten währender, geradezu

feierlicher Moment der Verbundenheit. So als ob ganz kurz die Wirklichkeit hinter der alltäglichen Realität aufleuchten würde: nämlich dass Menschen eigentlich weniger trennt als sie verbindet.





*Ich weiß, das klingt immer noch furchtbar in manchen deutschen Ohren, aber es gibt keinen anderen technisch korrekten Begriff dafür (im Englischen: going viral)

Ähnliches von JanaBlog:


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