Obligatorischer
Aufreger bei White Cube,
mit Edelsteinen besetzt: Raqib Shaw "Small
Adam"
|
Was wirklich passiert, sieht man nicht mehr.
Auf der Art Basel sah man früher, wer und wie bei der Art Basel einkaufte: die Amerikaner: distinguierte schwer reiche alte Sammler-Ehepaare in weissen Sneakers, manchmal exzentrische Stars. Dann kamen die Russen (nicht in Sneakers): häufig die Ehefrau vorweg, mit Block, später Handy in der Hand, oder mit einem Berater im Schlepptau. Zugleich die Araber, mit langen Einkaufslisten. (Mehr zu den Sammlern von heute, einer großen Bewegung, in meinem Post: http://janablog1.blogspot.de/2012/01/artigarchen.html)
Jetzt sind die VIPs isoliert: vorneweg haben sie nicht nur einen, sondern gleich zwei VIP-Tage, zu denen man nur mit Einladung gelangt, und an denen die Geschäfte gemacht werden. Zudem entschweben sie jederzeit in die ganz oben angesiedelte VIP-Lounge, schön isoliert vom Fußvolk.
Ohnehin ist vieles schon verkauft, bevor es überhaupt zur Messe fährt- per jpg schicken die Galerien ihren Kundenkreisen bereits ihre Angebote, gekauft wird oft per Mail.
Aber noch gibt es das Live-Feeling, und die ehrwürdigen alten Supergaleristen im Plausch zu beobachten, und das Nicht-VIP-Fußvolk, und die Aufregung, und die Kunstwerke!
Verrückt diesmal: ich kann mit euch keine echte neue Entdeckung teilen! Sicher Geschmacksache, aber für JanaBlog wirkte es, als ob die Zeichen eindeutig auf extrem hohe Qualität bereits etablierter Künstler stünden.
Wie immer - ein mysterioses Phänomen eigentlich! - gibt es
manche Künstler besonders viel zu sehen, diesmal:
Joan Mitchell
Lucio Fontana
Tony Cragg
Dafür praktisch nie zu sehen (nur zwei feine Werke):
Peter Doig
Lucio Fontana
Tony Cragg
Dafür praktisch nie zu sehen (nur zwei feine Werke):
Peter Doig
Detail
aus: Edmund de Waal, " This is what I heard",
der entspannt laufende Mann in einer bewegten
Installation)(Sich spiegelnd: Julian Opie, "Jeremy walking in stripy jumper.2", |
Daniel Richter
Edmund de Waal ist ein Beispiel für erfolgreiche Marktwerterhöhung durch - na ja dadurch, dass man ganz überraschend ein Buch schreibt: Einen Roman, halb autobiografisch. Sehr gut, zugegeben, JanaBlog kann das Buch* nur wärmstens empfehlen. Edmund de Waal habe ich nun das erste Mal auf einer Kunstmesse bei mindestens zwei Galerien gesehen, obwohl er eigentlich "nur" ein Töpfer ist. Ein sehr feiner, in Japan geschult, und der Museumsausstellungen sehr geheimnisvoll bespielt mit seinen organisch-minimalistischen kleinen Gefäßansammlungen, was man besonders gut auf diesem Foto sehen kann.
Edmund de Waal ist ein Beispiel für erfolgreiche Marktwerterhöhung durch - na ja dadurch, dass man ganz überraschend ein Buch schreibt: Einen Roman, halb autobiografisch. Sehr gut, zugegeben, JanaBlog kann das Buch* nur wärmstens empfehlen. Edmund de Waal habe ich nun das erste Mal auf einer Kunstmesse bei mindestens zwei Galerien gesehen, obwohl er eigentlich "nur" ein Töpfer ist. Ein sehr feiner, in Japan geschult, und der Museumsausstellungen sehr geheimnisvoll bespielt mit seinen organisch-minimalistischen kleinen Gefäßansammlungen, was man besonders gut auf diesem Foto sehen kann.
Francesco
Vezzoli "Self- Portrait as Emperor Hadrian
Loving Antinous", (gesehen durch das eher
dekorative
als interessante Werk (Gerüst mit Jute-Abdeckung):
Gabriel Kuri, ""Untitled"
(Opening)")
|
Wunderschöne Idee von Francesco Vezzoli: im Stil
alter römischer Büsten bildet er sich selbst ab, und stellt die eigene Büste
so alten römischen Büsten gegenüber, als ob er mit ihnen kommunizieren
würde. Ich liebe diese alten römischen (und griechischen) Köpfe, weil sie mir
immer so echt vorkommen dass ich es Gefühl habe, wirklich die Menschen aus der
Vergangenheit zu treffen, ganz persönlich. Und da ist die kommunikative
Aufstellung Vezzolis nur der logische nächste Schritt.
Eigen+Art diesmal wieder dabei, mit zwei wunderschönen Neo Rauchs (JanaBlog überhaupt kein Fan, aber das muss ich wirklich zugeben! Diese Bilder zeigen Geschichten, die ich euch heute noch erzählen könnte! So einprägsam sind sie, dass man es sich nach der Menge andere Bilder noch merken kann).
Eigen+Art diesmal wieder dabei, mit zwei wunderschönen Neo Rauchs (JanaBlog überhaupt kein Fan, aber das muss ich wirklich zugeben! Diese Bilder zeigen Geschichten, die ich euch heute noch erzählen könnte! So einprägsam sind sie, dass man es sich nach der Menge andere Bilder noch merken kann).
White Cube immer wieder die wichtigste Galerie, schön
und lustig zugleich: wie vor einem Altar standen jederzeit Fotografierende
vor Damien Hirst, vielmehr vor seinem Schmetterlingsbild und davor, ganz
altarmässig, einem großen Vitrine-Tresen aus Glas, voller medizinischer
Instrumente.
Aber das schönste immer: Nirgends stehen so viele Menschen
herum und telefonieren dekorativ, nur um sich dort sehen zu lassen.
Und White Cube muss natürlich auch liefern, ihrem Ruf
gerecht werden. Also muss immer ein komplizierter, am besten auch mit
Edelsteinen besetzter, fotogener Aufreger her, diesmal also:
Raqib Shaw "Small Adam", bemalte Bronze mit schwarzen Diamanten, Saphiren und Rubinen (und nein, JanaBlog hat nicht den Preis erfragt, Foto oben).
Raqib Shaw "Small Adam", bemalte Bronze mit schwarzen Diamanten, Saphiren und Rubinen (und nein, JanaBlog hat nicht den Preis erfragt, Foto oben).
Jeff
Wall "Young man wet with rain", 2011
(mit Spiegelungen der ganz profanen
Messehallen-Anzeigen) |
Bei White Cube allerdings auch für mich der persönliche "Gewinner"
der Art Basel – besser gesagt in diesem Falle ein Verlierer: ein
junger Mann, der so aussieht, als ob er sogar am Rande der Obdachlosigkeit sein
könnte, jedenfalls jemand, den man sonst nicht sieht, durch den man auf der
Straße gewöhnlich einfach hindurch schaut. Und genau diesen stellte Jeff
Wall mit "Young man wet with rain" in all seiner Menschlichkeit in
den Mittelpunkt. Überlebensgroß, sorgfältig inszeniert mit Wassertropfen
und allem drum und dran.
Das Bild ist so intensiv, dass ich nie mehr achtlos an einem
solchen Mann vorübergehen werde,
– und schon hat Kunst
wieder gewirkt!
Mehr zur Art Basel und Kunstsammlern von JanaBlog
Berichte von der Art Cologne von JanaBlog:
* Edmund de Waal: "Hase mit den Bernsteinaugen"
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