Mittwoch, 14. August 2013

Bali ohne Touristen






Ein Tempel-Wächter, liebevoll mit Blumen
 geschmückt. Die Bambus-Opfergabe zu 

seinen Füßen ein Beispiel der balinesischen 
Kunstfertigkeit. Diese Gaben variieren
 übrigens von Dorf zu Dorf
und je nachdem, was gefeiert wird.
Das Schwarz-Weiß auf seiner Schürze 

symbolisiert die Dualität
zwischen Gut und Böse.
Geld im dynamischen Asien verdienen und gleichzeitig Dämonen, Göttern und Ahnen huldigen. Geht das?

Das wird man sehen. Bali versucht es jedenfalls.

Denn:
"Bali ist ein Paradies mit sehr vielen Motorrädern darin", wie eine Bali-Reisende unlängst sehr richtig sagte*.

Paradies:
Zarte Schönheit der Reis-Terrassen-Landschaften und Tempel, sanfte, anmutige, lächelnde Menschen. Ich weiß, Klischee, aber hier stimmt's.

Kommt es von der speziellen Balinesischen hinduistisch-animistischen Religion?
Sie wirkt wie ein psychologisches Experiment, ein Kehren der Seele nach außen: Täglich werden Opfergaben und Gebete und geweihtes Wasser für Ahnen, heilige Felsen und Flüsse, Götter, Dämonen (die sich gerne auf Straßenkreuzungen aufhalten) liebevoll gebastelt und direkt an die entsprechenden heiligen Stellen gebracht. Täglich nehmen also viele Balinesen zumindest für Momente am Tag Kontakt auf zu ihrer persönlichen Geschichte, zum Prinzip der Harmonie von Gut und Böse und zu ihren Ängsten (Dämonen besänftigen) und Wünschen (Götter-Bitten). Dabei müssen sie viel Vorstellungskraft entwickeln, denn anders als in buddhistischen Ländern, wo das Lächeln über Spiegelneuronen bei Betrachtung schön sanft lächelnder Buddha-Statuen von klein auf eingeübt wird, gibt es hier (bis auf Wächter-Dämonen und Ganeshas) keine Abbildungen.

Tradition trifft Moderne: Opfergaben für eine
Zeremonie für die beste Galerie für indonesische
zeitgenössische Malerei. Letztere versuchte schon
Walter Spies vor fast 100 Jahren einzuführen,
für Balinesen ein fremdes Konzept.
Neka Galerie, Ubud



Ganz zu schweigen von den aufwendigen tagelangen Tempelzeremonien, dem Erlernen von Tempel-Tänzen und Gamelan-Musik von klein auf,
klingt all das sehr archaisch und vergangen. Aber es ist unverändert präsent, selbst in modernen Städten wie Denpasar!


Und das alles OHNE TOURISTEN:

Denn gleichzeitig ist Bali zwar

praktisch das boomende Mallorca der Australier, Japaner, Chinesen und Expats aus Singapur, die gerne auf ein Wochenende zum Kiten und feiern vorbeikommen.
Und das Eat-Pray-Love-Land** für Erleuchtung und Yoga suchende Frauen.
Aber außer Tempeltänzen wird - seit einigen Jahren - selbst in den Bergen praktisch nur sehr zurückhaltend Kulturelles, und stattdessen vor allem Sportliches angeboten - und sei es nur das (nicht einfach spazieren gehen, sondern) Wandern durch die Reisfelder.




Motorräder:
Eins davon hat schon jeder Schüler, in Verkehrs-Null-Infastruktur-katastrophalen Zuständen, durch schnell wachsenden Wohlstand erzeugt.


Hunde ernähren sich hier von Opfergaben
an die Dämonen. Macht nichts! Die Gabe
wird vom Dämonen in dem Moment angenommen,
da sie den Boden berührt, also trotz Hund erfolgreich.


Die Szenerie um die Gabe herum
ist jedoch durchaus modern...

Nervig, laut, aber alle bleiben gelassen. Auch bei der Frage,

ob denn das Engagement der Menschen für ihre Religion und Kultur weniger werden würde wenn sie sehen, dass sie in der Zeit, in der sie liebevoll Opfergaben basteln, GELD verdienen könnten:

Auf keinen Fall!

Na ja, setzen einige nach. Eine Änderung gibt's schon.
Immer mehr Hausfrauen basteln nun die Opfergaben nicht mehr in stundenlanger Arbeit selbst, sondern kaufen sie vorgefertigt.


…Ein erster Schritt zur Kultur-Zerstörung auf Bali, oder kann man sagen:
„Naja, solange es nur das ist…“?






Lesetipp  von JanaBlog: Ein Roman zu Bali durch die Augen der Westler um Walter Spies: „Island of Demons“ von Nigel Barley










*Garance Doré im Garance Doré Blog http://www.garancedore.fr/en/2013/07/15/two-weeks-in-bali/
**Der Bestseller Eat Pray Love von Elisabeth Gilbert und der gleichnamige Film mit Julia Roberts fand auch hier statt



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