Wie gut funktionieren bei euch spontane Verabredungen?
Gibt es dabei Verletzte?
In letzter Zeit wird JanaBlog spontan.
Früher waren alle Verabredungen lange vor ab verhandelt und festgelegt, aber in letzter Zeit mag sie es, genau das zu unternehmen wonach ihr der Sinn steht.
Also erkennen sie manche nicht wieder. Und sie kann eine Zwischenbilanz dieses neuen "Experiments" ziehen:
Erkenntnis 1:
Nur innerhalb der passenden Kultur funktioniert die spontane Abstimmung. Kommt man aus einem Land, wo alles sehr spontan gemacht wird (Osteuropa, US,...), und versucht in einem eher verplanten Land (wie Deutschland) spontan eine Veranstaltung anzuberaumen, wird man vermutlich enttäuscht sein darüber, wie viele Menschen drei Tage im Voraus schon Verabredungen/Pläne für Samstag Nachmittag haben (es sei denn es ist ein Konzert, angezeigt auf Facebook, für Siebzehnjährige).
Erkenntnis 2:
Auch Deutschland könnte sich allmählich zum Spontan-Land wandeln - das beobachten bestimmt viele in ihrem Freundeskreis ohnehin. Jedenfalls bestätigen das beispielsweise Restaurants, die früher wochenlang im Voraus ausgebucht waren und nun berichten, dass die Menschen so viel kurzfristiger buchen als früher (und ganz spontan auch mal zu ihrer Reservierung nicht auftauchen, ohne abzusagen, aber das ist ein ganz anderes Thema).
Erkenntnis 3:
Für einen allein oder zu zweit ist Spontan-Sein angenehm!
Solange Dinge nicht unwiederbringlich ausgebucht sind, auf die man Lust hat.
Da würde "Buchen auf Verdacht" helfen (Kino, Restaurant, Theater?), müsste man sich aber wieder zum zumindest Schein-Planen aufraffen.
Erkenntnis 4:
Wenn mehr als zwei beteiligt sind, macht Spontaneität (zumindest JanaBlog und zumindest bisher) wenig Spaß.
Man ist "irgendwie" halb verabredet, blockt sich so ein wenig die Zeit, und hält die anderen Beteiligten hin.
Das kennt sicherlich jeder:
Ein Wochenende in eurer alten Heimatstadt, an dem ihr möglichst viel Freunde und Familie sehen wollt:
Diejenigen Freunde, die sich nicht festlegen wollen, lassen den Gast-Freund viele andere Personen hinhalten und jonglieren.
Verletzte?
Es entsteht so manches Mal ein Ungleichgewicht zwischen dem, der sich gemütlich alle Optionen offen hält und demjenigen, der hinterher läuft um endlich eine Zusage zu bekommen. Und das tut er vielleicht gar nicht, weil er die "bedürftigere" Partei ist, sondern weil eben auf seiner Seite weitere Personen mit betroffen sind, die wie bei einem Domino-Effekt auf diese erste feste Zusage warten.
Was unberücksichtigt bleibt: Derjenige, der "hinterherläuft" investiert Energie, Emotionen, Ungewissheit, Gedanken, Vertröstungen anderen gegenüber, bis hin zum Verzicht auf alternative Veranstaltungen und Begegnungen, die vielleicht wichtig geworden wären... einfach weil es irgendwann zu spät ist.
Erkenntnis 5:
Spontaneität kostet mehr Zeit, Energie und Erlebnisqualität als es scheint.
Statt "cool unverplant" durchs Leben zu gehen, tauscht man viel mehr Mails und Simse aus als gedacht.
Und ist auch noch dazu nicht sehr cool dabei!
Denn mindestens einer (man selbst) und die vielen ansonsten auf die Entscheidung wartenden Domino-Effekt-Personen haben unterbewusst ein ungelöstes Problem, eine offene Stelle im innerlich gefühlten Kalender sozusagen, eine kleine, ganz hinten im Kopf/Herz/Bauch nagende Unsicherheit.
Ganz abgesehen natürlich von dem bekannten Phänomen dass man abends beim Ausgehen immer nur halb innerlich "da" ist, weil schon wieder im Kontakt mit anderen darüber, wo man sich als nächstes treffen könnte. Das macht das Erlebnis der gerade besuchten Veranstaltung nicht gerade intensiver.
Erkenntnis 6:
JanaBlog ist unklar, wie man bei all der Spontaneität noch ein gutes altes, wohliges, aufregendes Gefühl herstellen soll... welches altmodische, lange nicht gehörte Gefühl das sein soll?
Die Vorfreude!
Wie macht ihr das?
Klar, wenn ihr unter 30 seid, geht sowieso das meiste über spontane Verabredungen, oder? ( JanaBlog-Frage an euch: Welche Dinge würdet ihr lieber NICHT spontan machen?)
Jetzt neu:
Beobachtet ihr auch eine "Spontaneisierung"/"Spontanisierung" Deutschlands jenseits der Dreißig?
Und wenn ja, liegt die NUR an unseren Smartphones?
Haben wir dadurch mehr oder weniger Organisationsaufwand?
Gibt es so etwas wie Vorfreude noch?
Und wenn ja, wann (außer auf den lang geplanten Urlaub) habt ihr sie das letzte mal genossen?
JanaBlog gibt es als
ideales kleines Geschenkbuch!
Heißt „Erregungskurven“,
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