Donnerstag, 19. Januar 2012

Entschuldigung!

(Aus der Reihe: Magie im Alltag)




Einen Sturm möchte ich. Einen Sturm der Entrüstung von euch meine Lieben! So in der Richtung: Nein! Das haben wir unsererseits überhaupt nicht beobachtet! Du hast einfach Pech gehabt, dein Eindruck ist einfach falsch!

Aber der Reihe nach: hier beginnt der Post:

Abgeschafft ist das Wort Entschuldigung noch nicht offiziell, aber es wird viel weniger angewendet als früher.
Dies jedenfalls die Beobachtung von JanaBlog. Habt ihr das auch beobachtet?

Zum Beispiel: Entschuldigung, nachdem man zu spät gekommen ist. Das ist out. (Zugegeben, eher bei Jüngeren).
Oder Entschuldigung, dass das entsprechende Ersatzteil nicht rechtzeitig angekommen ist.
Oder Entschuldigung, dass ich einen Stück Bohrer in Ihrem Zahn vergessen habe (wahre (aber nicht meine) Geschichte!)

Der dritte Fall, der Zahnarzt-Fall ist natürlich kompliziert. Ich nehme an zumindest in Krankenhäusern ist eine Entschuldigung durch den Arzt oder sonstige Vertreter des Krankenhauses tabu, um nicht rechtlich in Anspruch genommen werden zu können.*

Und klar, in den ersten beiden Fällen entspringt das Schweigen vermutlich der Annahme: "Ich kann doch nichts dafür, dass der Bus Verspätung hatte, es hier so wenige Parkplätze gibt, ... " oder in anderen Fällen zum Beispiel: "Ich kann nichts dafür, dass der Lieferant das Ersatzteil nicht rechtzeitig geliefert hat, mein Computer gerade nicht funktioniert hat, mein Kind plötzlich krank geworden ist...", also wäre Entschuldigung fehl am Platze, ich bin doch unschuldig!

Achtung, jetzt kommt ein Zaubertrick:

Wer sich dennoch entschuldigt, bewirkt ein Wunder!

Denn: Wer sich nicht entschuldigt verkennt, dass das zu spät Kommen, Nicht-Erhalten des erwarteten Ersatzteils, bei den Wartenden/Kunden (manchmal kaum wahrzunehmenden, unterschwelligen) Ärger auslöst und dadurch eine fast greifbare, manchmal nur feine, aber dennoch ganz schön wirksame Anspannung erzeugt. Also: Eine Spannung liegt in der Luft. Diese löst man ganz einfach mit dem einzigen Wörtchen "Entschuldigung" auf, sie verpufft regelrecht, denn der Ärger wird anerkannt, man leitet den Ärger von der eigenen Person weg, und er verschwindet tatsächlich! (Das Wunderbare: Solange die Entschuldigung wenigstens ein bisschen ehrlich gemeint ist, funktioniert das völlig unabhängig davon, ob das Missgeschick verschuldet oder unverschuldet passierte!)

Ausprobieren und – lieber Dienstleistungs-Sektor: Den dadurch entstandenen Wettbewerbsvorteil genießen!



(So: JETZT dürft ihr mit dem Sturm der Entrüstung beginnen!)



(Foto: Dinamix)

* Vielleicht gäbe es eines Tages einen Weg, wie wir dies verändern könnten und durch eine Art Einleitung die Aussagen rechtlich irrelevant machen sozusagen (in einer Idealgesellschaft also etwa:" Ohne jegliche rechtliche Aussagekraft sage ich auf rein persönlicher Ebene: Entschuldigung!“)


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